Das “mayer 49” in der Robert-Mayer-Straße im Frankfurter Stadtteil Bockenheim ist “keine Galerie und kein Kulturzentrum. Es ist ein Gärungshaus; eine Spiel -und Forschungsstelle. Es werden Ergebnisse wie Zwischenergebnisse gezeigt und ausgewählte Gäste ausgestellt. Gärungsmaterialen, wie Film, Malerei, Tanz, Musik, Text, Mode, oder andere werden ausgesucht mit allem Wissen und Nichtwissen” – so die Eigendarstellung des Projekts im Hinterhaus der Hausnummer 49. Das mit dem Nichtwissen darf man aber vernachlässigen: Heute Abend kann man zum letzten Mal die Installation von Anna Viebrock dort sehen: “Riesenbutzbach. Eine Dauerkolonie”, die künstlerische Nachbearbeitung einer Inszenierung von Christoph Christoph Marthaler aus dem Jahr 2009. Für das Stück, das sich mit der Finanzkrise auseinandersetzt, hat Viebrock seinerzeit das Bühnenbild geschaffen – wie für etliche Stücke von Marthaler, mit dem die Bühnenbildnerin und Regisseurin seit 1990 immer wieder zusammenarbeitet.
Anna Viebrock (*1951), aufgewachsen in Frankfurt am Main, studierte Bühnenbild an der Kunstakademie Düsseldorf, arbeitete zunächst am Schauspiel Frankfurt. Die Zusammenarbeit mit Christoph Marthaler führte sie unter anderem an das Theater Basel, die Volksbühne Berlin, das Schauspielhaus Hamburg, die Opéra de Paris, die Salzburger und die Bayreuther Festspiele, die Wiener Festwochen und ans Schauspielhaus Zürich, in dessen Leitungsteam sie bis Sommer 2004 tätig war. Ihre Regiearbeiten im Bereich Musiktheater liefen u.a. an der Staatsoper Hannover, der Opéra Bastille in Paris und den Schwetzinger Festspielen. tAnna Viebrock war bis 2021 Professorin an der Akademie der bildenden Künste Wien. Ausstellungen ihrer Bühnenbildmodelle gab es in Rotterdam, Prag, Madrid, Brüssel, Gent, Avignon, Helsinki, Basel und Giessen sowie mehrfach in Frankfurt – im mayer 49 nun samt Bilder und Installationen, die ihre Arbeit inspirierten. Also: Auf in die Robert-Mayer-Straße 49, und zwar heute! (db, 1.6.24)
Frankfurt, Riesebutzbach/mayer49 (Bild: mayer 49)
