In der Regel läuft es andersherum: Ein Investor kauft ein Bauwerk oder gleich das ganze Dorf auf. Im schweizerischen Vals wurden nun die Regel neu geschrieben. Die 1996 eingeweihte Therme, errichtet nach den Entwürfen des Architekten Peter Zumthor, wurde bereits zwei Jahre nach ihrer Fertigstellung zum Denkmal erklärt. Als wegweisend gilt die Idee des Pritzker-Preisträgers, den Bau passgenau auf seinen Standort zu beziehen, ihn wortwörtlich in den Hang einzugraben. Zur harmonischen Einbettung trug die Struktur der Außenwände bei, die an Gesteinsschichtungen erinnert. Zudem wurde der vorkragende Teil des Bauwerks mit einem Flachdach versehen und mit einer Rasenfläche belegt.

Gegen den erklärten Willen Zumthors war der Bau 2012 an den einheimischen Investor Remo Stoffel (Priora Suisse AG) verkauft worden – die Gemeinde gab als Grund den hohen Finanzbedarf für an´stehende Sanierungen an. Im Preis von 7,8 Millionen Franken war das Theme-Hotel ebenso enthalten wie das Rückkaufsrecht für die Kommune. Nach dem Deal blieb es über Jahre hinweg unruhig in Vals, Teile des Konflikts wurden gar vor Gericht ausgetragen. Zudem wurde kritisiert, dass der Zutritt zum Badebetrieb nur für Hotelgäste freigegeben war. Nun kaufte die Kommune die Anlage für einen Euro zurück und überführte den Betrieb in eine gemeindeeigene Stiftung. Stoffel behält das Nutzungsrecht, aber der Badebetrieb wird wieder für außenstehende Gäste geöffnet. Damit hat die örtliche Bevölkerung zwar weiterhin keinen direkten Einfluss auf den Betrieb der Anlage, spricht aber mit bei baulichen Veränderungen, die den Charakter des Denkmals beeinträchtigen könnten. Im Stiftungsrat der Therme sitzt wieder Zumthor, womit alle Beteiligten auf einen versöhnlichen Ausklang für den Kampf um die Therme hoffen. (kb, 11.4.22)

Therme Vals (Bild: Mariano Mantel, CC BY NC 2.0, via flickr)

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