Der Wert der St.-Rochus-Kirche in Jülich ist unbestritten. Denn der quaderförmige Betonbau steht unter Denkmalschutz, auch der Architekt Gottfried Böhm bürgt für seine hohe Qualität. (Erst vor Kurzen wurde eine eigene Website für Böhm-Bauten eingerichtet. Die 1963 geweihte Kirche zeigt ihre Baustoffe offen, allen voran den Sichtbeton.) Und auch bei der Ausstattung hat St. Rochus viel zu bieten: ein Altarmosaik des Künstlers Peter Paul Jacob Hodiamont, Bleiglasfenster von Hubert Spierling. Doch seit einigen Monaten spricht man intensiv über die Zukunft der Böhm-Kirche. Seit 2013 gehört der Standort zu einer großen Gemeinde, die 14 ehemals selbständige Pfarreien und zwei Filialkirchen zusammenbindet – also 16 Kirchenbauten in Jülich, Niederzier, Aldenhoven und Inden. Schon 2015 hatte man daher in einem übergreifenden Prozess des Bistums Aachen für die Gemeinde drei Kirchen und mehrere Gemeindehäuser „auf Rot gesetzt“, damit in ihrer Zukunft infrage gestellt.
In den vergangenen Monaten ging die Gemeinde in eine zweite Runde und beschloss, sich künftig auf vier Schwerpunkte zu konzentrieren: Jugend, Familie, Trauer und Pfarreizentrum. Für zwei Kirchen diskutierte man konkret die Profanierung: Hl. Maurische Märtyrer in Bourheim und St. Rochus Jülich, doch nur im letzten Fall lassen sich konkrete Entwicklungen festmachen. Hier scheint sich ein Verkauf mit Umnutzung abzuzeichnen, wobei eine Kapelle und das Gemeindehaus weiterhin für pastorale bzw. liturgische Zwecke zur Verfügung stehen sollen. Größere bauliche Veränderungen wolle man vermeiden, um den identitätsstiftenden Charakter der Kirche nicht zu trüben. Vor den nächsten konkreten Schritte muss jedoch zunächst der Bischof einer Profanierung zustimmen – dessen Entscheidung wird im Herbst erwartet. (kb, 30.5.22)