Das Giuseppe-Meazza-Stadion sollte abgerissen werden. In Mailand ist der Bau, der als der größte seiner Art in Italien gilt, besser bekannt als San Siro, so auch der Name des ihn umgebenden Stadtteils. Hier haben die Fußballclubs Inter und AC ihre Heimat. Ursprünglich wurde das Stadion bis 1926 errichtet. Mit der Fußballweltmeisterschaft 1934 fand hier das erste große Turnier statt, es folgten die EM von 1980 und die WM von 1990. Entlang dieser Meilensteine wurde die Anlage 1935, 1955 (durch Armando Ronca und Ferruccio Calzolari), 1990 (durch Ragazzi e Hoffer) und 2015 saniert, teils umgestaltet und erweitert. Seit 2018 wird um die Zukunft des Stadions gerungen. Zunächst war von einer Sanierung die Rede, die 15 Millionen Euro kosten sollte. Diese Pläne wandelten sich rasch zu einem Neubauvorhaben für beide Clubs – für rund 600 Millionen Euro. Als Standort hatte man den jetzigen Parkplatz neben dem bestehenden Stadion im Blick, der Abriss war zunächst für 2022/23, dann für 2026 eingetaktet.
Erst 1990 hatte das Stadion mit einer Aufstockung sein bis heute bestimmendes Aussehen erhalten – und damit die besondere Atmosphäre durch die steilen, eng am Spielfeld liegenden Sitzplätze. Unverwechselbar sind auch die elf, sich schneckenförmig emporwindenden Aufgänge zu den Zuschauerrängen und die sich den Besuchenden entgegenreckenden Stahlträger, die nicht nur das Glasdach stützen, sondern auch gerne mit zwei sich öffnenden Armen verglichen werden. Vor diesem Hintergrund hat die städtische Soprintendenza für Kunst, Architektur und Landschaft (Denkmalschutzbehörde) ein Gutachten erstellen lassen und daraufhin ihren Widerspruch gegen die Abrisspläne eingelegt, aus kulturellen Gründen. Die beiden Fußballklubs kündigen an, dass nun jeder Verein baulich eigene Wege gehen müsse – jeweils an separater Stelle. Damit ist die künftige Nutzung des San Siro noch ungeklärt – bis auf das Jahr 2026, da sind hier die Eröffnungsfeierlichkeiten für die Olympischen Winterspiele fest eingeplant. (kb, 13.8.23)
Mailand, San Siro (Bild: Carlotta Pietrobono, CC BY SA 4.0, 2019)