Im Jahr 2005 nannte man einen “Shitstorm” noch “Welle der Empörung”. Ein wahres Seebeben der Empörung erntete der damalige Frankfurter Planungsdezernent Edwin Schwarz seinerzeit, als er vorschlug, die sanierungsbedürftige Kleinmarkthalle abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen. 1996 gab es schon einmal einen diesbezüglichen Anlauf, der im Gegenprotest endete. Und auch Edwin Schwarz’ Amok-Idee wurde schnell wieder verworfen : Es herrscht einfach eine tiefe Liebe der Frankfurter:innen zu ihrer schlichten, nachkriegsmodernen Markthalle, die 1953/54 nach Plänen von Günther Gottwald (1907-1971) und Gerhard Weber (1909-1986) errichtet wurde. Sie ersetzte die im Krieg zerstörte alte Markthalle von 1879 und ist bis heute in kaum veränderter Form in Nutzung. Seit 2000 steht sie unter Denkmalschutz, und seither wurden bereits einige Erhaltungsmaßnahmen durchgeführt – doch eine grundlegende Sanierung steht tatsächlich bis heute aus.
Nun ist es aber soweit: Eher im Stillen wurden bereits die Toiletten und weitere Sanitäreinrichtungen erneuert. Ende 2024 soll es nun richtig losgehen – bei laufendem Betrieb. Michael Lorenz, Prokurist der städtischen Hafen- und Marktbetriebe (HFM), erklärte bereits, dass es keine Ausweichflächen für die Halle gibt. Die Sanierungspläne stellte Wirtschaftsdezernentin Stephanie Wüst (FDP) den Standbetreibern Mitte Januar vor. Voraussichtlich 31,3 Millionen Euro soll die Sanierung der Haustechnik kosten und etwa 3,5 Jahre dauern. Zudem sollen Brandschutz, Sicherheitstechnik und Wärmeschutz den heutigen Anforderungen angepasst werden, die Kellerraume werden als nächstes komplett entkernt, und die improvisierten Klimaanlagen an der Südfassade werden dann wohl auch verschwinden. Wenn alles klappt, soll eins der Symbole des Frankfurter Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg 2028 runderneuert sein – passend zu seinem 75. Geburtstag. (db, 26.1.24)
Frankfurt, Kleinmarkthalle, Blick von der Empore (Bild: EvaK, CC BY-SA 2.5)
