Was in den 1930er und 1940er Jahren oft als etwas schlüpfriger, tanzender Akt in Bronze auf den Schreibtischen und Anrichten landete, hat einen ernsteren, freiheitsliebenden Hintergrund: Im frühen 20. Jahrhundert wurde der menschliche Körper als Träger der Moderne entdeckt. Auf diese Ansätze von Körperbildung und Tanzavantgarde wirft die Ausstellung „Die Geste spricht“ in Dessau aktuell einen tiefen Blick. In der Weimarer Republik blühten neue Schulen, Bünde und Versuchsgemeinschaften auf, die mit einem philosophischen Überbau die Körperertüchtigung und rhythmische Gymnastik im Freien und auf der Bühne erprobten. Vor allem Frauen suchten damit, einen neuen Zugang zu ihrer natürlichen, vitalen Leiblichkeit zu finden. In dieser neuen Körperkultur trafen sich Naturromantik und Zivilisationsmüdigkeit, aber auch sozialistische und nationalistische Ideen.

Die Ausstellung „Die Geste spricht“ präsentiert beispielhafte Projekte von Gymnastik- und Tanz-Avantgardist:innen wie Hade Kallmeyer, Dore Jacobs oder Jenny Gertz, aber auch Émile Jaques-Dalcroze, Mary Wigman, Kurt Jooss oder Rudolf Laban. Ihnen werden Bauhaus-Körperexperimente von Protagonist:innen wie Gertrud Grunow, Kurt Kranz, Oskar Schlemmer, Manda von Kreibig oder Karla Grosch gegenübergestellt. Historische Fotografien und Drucksachen sowie dokumentarische Kurzfilme von Niels Bolbrinker geben einen Einblick in die Komplexität und Vielschichtigkeit dieser Neuerkundungen des menschlichen Körpers in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Begleitend loten die zeitgenössischen Künstler:innen Christina Werner (mit ihrem Werk „Rhythm is a dancer“) und Clément Cogitore (mit seiner Inszenierung „Bodies in Sync“) aktuelle Dimensionen des Tanzes aus. Hinzu kommen Bewegungsworkshops mit Gerburg Fuchs. Die Ausstellung „Die Geste spricht“ ist noch bis zum 2. Februar 2025 im Wechselausstellungsraum des Bauhaus Museums Dessau zu sehen. (29.4.24)

Mary Wigman TanzMärchen, Berlin, 1925 (Bildquelle: Das Mary Wigman-Werk, mit Beiträgen von Mary Wigman und 80 Abbildungen von Rudolf Bach, Dresden 1933, GV1785.W5 B3, Scan: Crossett Library, CC BY NC SA 2.0, via flickr)

Mary Wigman, TanzMärchen, Berlin, 1925 (Bildquelle: Das Mary Wigman-Werk, mit Beiträgen von Mary Wigman und 80 Abbildungen von Rudolf Bach, Dresden 1933, GV1785.W5 B3, Scan: Crossett Library, CC BY NC SA 2.0, via flickr)

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