Mit 72 Metern ist es das höchste Rathaus in Baden-Württemberg und das höchste Gebäude im Landkreis Lörrach. Der Lange Egon, wie der Lörracher Rathausturm auch genannt wird, ist in Gefahr. Bereits seit einigen Jahren gilt er als Sanierungsfall; insbesondere die markante Fassade aus dunkelgrünen Aluminiumplatten bereitet Sorgen. Momentan beschäftigt sich eine Stabsstelle der Stadtverwaltung mit der Frage, ob man den seit 2012 unter Denkmalschutz stehenden Bau nicht doch lieber gleich durch einen Neubau ersetzt. Es wird jedoch betont, dass man „ergebnisoffen“ an die Frage herantrete.

Von Egon Eiermann gelobt

Die Stadt im äußersten Südwesten würde eine Landmarke von hoher Qualität verlieren, sollte sich der Gemeinderat für den Abriss entscheiden. Der Bau entstand zwischen 1972 und 1976 nach Plänen des jungen Freiburger Architekten Thomas Heiß, der sich in einem 1969 ausgeloteten Realisierungswettbewerb durchgesetzt hatte. In der Jury sprach sich Egon Eiermann höchstselbst für diesen Entwurf au. Nur vier der zahlreichen eingegangenen Vorschlage hatten einen Hochhausbau vorgeschlagen, was für eine verhältnismäßig kleine Stadt wie Lörrach eher ungewöhnlich war. Dafür sprachen jedoch die kleine Grundfläche und der Wunsch, den Baumbestand zu erhalten.

Für die Ausarbeitung des baufertigen Entwurfs tat sich Thomas Heiß mit der Architektengruppe F70 unter der Leitung von Manfred Sass zusammen. Das siebzehngeschossige Hochhaus lässt sich vertikal in zwei Teile gliedern: den auskragenden Bereich mit dem Sitzungssaal im ersten Obergeschoss in Sichtbetonbauweise sowie den darüberliegende Verwaltungsteil mit der dunkelgrünen Fassade aus Aluminiumplatten. Der Letztere ist optisch noch einmal unterteilt, da – je nach Seite – sich das 11. und das 13. Obergeschoss mit ihren Sondernutzungen (Bürgermeisterbüros und Aufenthaltsräume) durch Einschnitte in der Fassade absetzen.

In Inneren sind zahlreiche zeittypische Gestaltungsmerkmale vorhanden, deren markantestes ein Farbleitsystem zu den einzelnen Abteilungen ist. So werden die betreffenden Stockwerke in satten Farbtönen auf den Wegweisern angezeigt, während in den Erschießungsbereichen metallene Wandpaneele in der entsprechenden Stockwerk-Farbe angebracht sind. Der heute etwas außer Gebrauch gekommene Spitzname Langer Egon geht zurück auf den damaligen Oberbürgermeister Egon Hugenschmidt. Der Platz vor dem Rathaus trägt heute seinen Namen.

Noch zu retten?

Die Fassadenpaneele sind in den obersten Stockwerken emailliert; diese sind noch in gutem Zustand. Die restlichen dagegen sind nach Ansicht von Tobias Venedey vom Landesamt für Denkmalpflege nicht zu retten, zumal sie bei Sanierungsmaßnahmen im Jahr 2019 zusätzlich verschraubt wurden. Mit Solarpaneelen ließe sich jedoch ein denkmalgerechter Zustand herstellen, sagte er bei einer Infoveranstaltung am 23. September 2023 vor Ort. Vermutlich noch im laufenden Jahr soll im Lörracher Gemeinderat die Entscheidung über die Zukunft des Baus fallen. Neben Erhalt und Sanierung sind zwei Szenarien denkbar, ein Neubau an gleicher Stelle oder ein Neubau auf dem Gelände des Kreiskrankenhauses, das nach Fertigstellung des neuen Zentralklinikums frei wird. Eine Nachnutzung des Rathausbaus ist aber auch in diesem Fall nur schwer vorstellbar. (Jiří Hönes, 15.10.23)

Lörrach, Rathaus (Bild: Jiri Hönes, links: 2022, rechts: 2023)

Lörrach, Rathaus, (Bilder: Jiří Hönes, 2022/23)

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