Vor zwei Wochen hat der belgischen Architekt Lucien Kroll seinen 95. Geburtstag gefeiert. In Berlin hat nun eine Ausstellung zu seinen Ehren geöffnet: “Lucien Kroll in Hellersdorf. Eine Baustelle.” Neben historischem Bildmaterial und aktuellen Fotografien werden erstmalig aus dem Französischen übersetzte Texte in der begleitenden Publikation aufbereitet. Der Ausstellungsort ist mit Bedacht gewählt: 1994 sollte Lucien Kroll und sein Atelier d’Urbanisme, d’Architecture et d’Informatique (Büro für Urbanistik, Architektur und Informatik in Brüssel) auf Einladung der Wohnungsbaugesellschaft WoGeHe die großdimensionierten Siedlungen von Berlin-Hellersdorf überdenken und umwandeln. Dies war Teil einer letztlich unvollendeten Sanierung des Wohngebiets, damals begleitet durch zahlreiche Kunstprojekte. Das Atelier Kroll entwickelte einen architektonischen und ökologischen Werkzeugkasten, der die WoGeHe in die Lage versetzen sollte, auf sämtliche zukünftige Veränderungen der folgenden 25 Jahre in der Großsiedlung behutsam und intelligent zu reagieren. Er schlug vor, die Siedlung in Berlin-Hellersdorf in Phasen von 1994 bis 2019 abzustufen, die Wohnungen flexibel umzugestalten und die Innenhöfe als kommunikative Orte zu etablieren. 1996 erscheint auf Französisch eine kleine Dokumentationsbroschüre: ENFIN CHEZ SOI, Réhabilitation de Préfabriqués (ENDLICH ZU HAUSE Sanierung von Fertigteilgebäuden). Wenige Unterlagen und das bislang nur in französischer Sprache erschienene Buch von Kroll sind die verbliebenen Zeugnisse der geplanten Umgestaltung.

Die Ausstellung in der station urbaner kulturen wird zur Erkundungsstation, die mit den Funden und vor Ort geführten Gesprächen mit damals Beteiligten wächst. Eine Bild-Essay-Strecke des Fotografen Arne Schmitt (Köln/Zürich), die Gestaltungsarbeit der Grafikerin Madeleine Stöber (Berlin) sowie Beiträge von Jochen Becker (station urbaner kulturen) und Jesko Fezer (Studio Experimentelles Design, Hochschule für Bildende Künste Hamburg) ordnen die Planungen von Lucien Kroll in die Gegenwart ein. Die Ausstellungsarchitektur wird mit Unterstützung der Kooperative für Darstellungspolitik entwickelt. Eine Publikation im adocs Verlag Hamburg in Kooperation mit dem Verlag der nGbK führt die Ergebnisse zusammen. Und HEUTE, am 31.März um 18.00 Uhr gibt es ein Gespräch mit Dag Boutsen (KU Leuven) und Rob Hendriks vom Groninger Büro DAAD Architects, die 1994–96 für Kroll in Hellersdorf arbeiteten. Wem der Termin zu kurzfristig ist: Das Gespräch ist auch via Zoom zu sehen. (db, 31.3.22)

Berlin Hellersdorf, Entwurf (Bild: Atelier Kroll)

Station urbaner kulturen, Auerbacher Ring 41, 12619 Berlin (Eingang Kastanienboulevard, neben Lebenshilfe e.V.),
geöffnet: Do+Sa 15.00-19.00 Uhr (bis 28. Mai 2022)

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