Carl Mühlenpfordt (1878-1944) hatte bereits Spuren in Lübeck hinterlassen, bevor nach Ende des Ersten Weltkrieges am Braunschweiger Polytechnikum tätig wurde. Er reformierte die Architekturfakultät zu einer bekannten Ausbildungsstätte, die später durch das Netzwerk seiner Schüler unter dem Signet „Braunschweiger Schule“ für Furore sorgte. Heute ist der Architekt und Hochschullehrer weitgehend unbekannt, obwohl er mit Verve – abseits vom programmatischen Bauhaus, aber getragen von Kontinuitätsglauben und Reformwillen – eine „Neue Zeitkunst“ für Kaiserzeit und Weimarer Republik einforderte. Die Ausstellung und das 2018 im Jovis Verlag erschienene Buch „Mühlenpfordt — Neue Zeitkunst. Reformarchitektur und Hochschullehre“ bieten eine vielschichtige Kontextualisierung zur Einordnung von Leben und Werk des Architekten. Dabei werden Aspekte der Reformarchitektur und Lebensreform genauso wie Fragen zur Stimmungslage der Reformarchitekten im frühen 20. Jahrhunderts erörtert. Der Blick auf Mühlenpfordt verweist schließlich auf die Aktualität seiner Suche nach Identität der gebauten Umwelt in gegenwärtigen Debatten um die Stadt und Architektur der Zukunft.

Eigentlich sollte die Wanderausstellung über Carl Mühlenpfordt bereits 2020 an der TU Braunschweig gezeigt werden. Corona hat es zwei Jahre vereitelt. Nun kehrt der Architekt und Lehrmeister endlich nach Braunschweig zurück. Die Schau gliedert sich in vier Abteilungen, die sich nach den biografischen Stationen Mühlenpfordts den Schwerpunkten seines Werkes zwischen Reformarchitektur und Hochschullehre anhand von zeitgenössischen Entwürfen, Zeichnungen und Fotografien widmet. Kuratiert wird die Ausstellung von Olaf Gisbertz und Jana Thalmann. Die Vernissage ist am Mittwoch, 09.11.2022 um 18.00 Uhr im Architekturpavillon der TU Braunschweig (Altgebäude), Pockelsstraße 4. Zum Rahmenprogramm gehören KuratorInnenführungen durch die Ausstellung und zu prägenden Bauten Mühlenpfordts im Umfeld der TU Braunschweig, Gesprächsrunden zu aktuellen Themen des gegenwärtigen Architekturdiskurses und ggf. ein Abendvortrag von Max Dudler (Berlin) im Rahmen der „Architekturpositionen“ (angefragt). Die genauen Termine hierzu werden über die TU Braunschweig rechtzeitig bekanntgegeben. Die Finissage ist am 30.11. um 18.00 Uhr. (db, 5.11.22)

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