Es riecht stark nach Wahlkampf, zumindest hat die Zukunft des Kaufhausgebäudes in der Nürnberger Altstadt jüngst ungewöhnlich emotionale Wellen geschlagen. Seit Sommer 2023 ist der Bau geschlossen. Eigentlich sucht die Stadt eine Zwischennutzung und bewirbt sich um Fördergelder zur Innenstadtbelebung, doch nun drehte sich die Diskussion. Auf einer Pressekonferenz sprach sich der CSU-Politiker Markus Söder gewohnt handfest für den Komplettabriss des ehemaligen Warenhauses aus. Sein Argument ist ein ästhetisches: „Es ist nicht so, dass die Nürnberger in Ohnmacht fallen, wenn sie das sehen“. Statt daran herumzuverschönern, solle man lieber einen Neustart wagen, vielleicht ein Kongresscenter oder Cafés. Vor Ort stimmte der Oberbürgermeister (CSU) dem Söder-Statement zu. Man dürfe sich da keine konzeptionellen Grenzen setzen (lassen).
So ganz aus der Hüfte dürfte die Stadt auch gar nicht schießen, denn das Kaufhaus in der Königstraße steht unter Denkmalschutz. Der Neubau stammt aus der frühen Nachkriegszeit und konnte nach den Entwürfen von Franz Reichel und Robert Vogel 1953 fertiggestellt werden. Kaum zehn Jahre später erhielt die Fassade 1962 durch die Architekten Hermann Wunderlich, Reinhold Klüser und Herbert Lochmann noch einmal eine leichte Überarbeitung: mehr Raster, mehr Klarheit. Entsprechend deutlich fiel die Reaktion von der anderen Seite des politischen Spektrums aus. Die Grünen-Fraktion konterte mit einer Pressemeldung. Darin wird der Denkmalstatus bekräftigt. Erst einmal gelte es, neue Nutzungen zu prüfen und dann besonnen an die weitere Planung zu gehen. Und Bauen im Bestand habe sowieso Zukunft. (kb, 1.3.24)
Nürnberg, Kaufhof : 1953 erbaut, 1962 Fassade überarbeitet, 2023 unter Denkmalschutz gestellt, 2024 Abriss oder Umnutzung diskutiert (Bild: DALIBRI, CC BY SA 4.0, 2023)