Am Samstag, 2. März 2024 um 15 Uhr findet in Potsdam-Schlaatz der Rundgang „Kunst- und Architektur – Rundgang zu den Schlaatzer Giebelbroschen“ statt. Der „Schlaatz“ ist das späteste Neubauquartier Potsdams. Erbaut von 1980 bis 1987 im Südosten der Stadt, in den Niederungen der Nuthe, wurde der Schlaatz Wohnort für ca. 10.000 Einwohner:innen. Die Identität dieses Plattenbauviertels machen die Hauszeichen aus — großformatige, an Medaillons erinnernde, runde und bunte Tier- und Pflanzendarstellungen, die sich an den Giebeln und den Ecken der Zeilenbauten befinden sowie als kleinere „Türbroschen“ auch auf den gläsernen Eingangstüren. Die Motive beziehen sich auf die Straßennamen, die wiederum nach der Flora und Fauna der nahegelegenen Nuthe-Aue gewählt sind – Orientierung und lokale Identität in verspielter Form und zudem noch kunsthandwerklich aufwendig gefertigt: Die Giebelbroschen stammen vom Künstlerkollektiv Helmut Bierwagen und Werner Goehle. Sie wurden aus Glasbruch der Thüringer Glashütte sowie aus gefärbten Kieselsteinen gefertigt und im bereits in den Plattenwerken von Hand in den frisch gegossenen Beton gestreuselt. Die Motive weisen daher eine haptische Farbigkeit auf, die sie unverwechselbar machen.
In der aktuell laufenden energetischen Sanierung der Gebäude geht jedoch genau diese Glas- und Kieselstruktur verloren – und zwar dauerhaft. Denn das Dämmmaterial wird nicht nur mittels Tellerdübel an der Wandfläche befestigt, sondern zudem auch vollflächig mit Dämmkleber verklebt. Expert:innen, darunter der Fotograf Martin Maleschka oder Carl Emil Walther, Architekturstudent und Bewohner eines der geschmückten Häuser im Schlaatz, fordern Denkmalschutz für die Platten und ihre Broschen. Am kommenden Samstag, 2. März 2024 führt Carl Emil Walther durch den Schlaatz und zeigt noch vorhandene originale Giebelbroschen sowie deren fale, zukünftige Nachbildungen. Treffpunkt ist um 15 Uhr am Container des „PlanLabors 2030“ am Schlaatzer Markt. (pk, 29.2.24)