Paolo Portoghesi ist am Dienstag im Alter von 92 Jahren in Calcata bei Rom gestorben. Der italienische Architekt, Historiker und Hochschullehrer war einer der Vorreiter der europäischen Postmoderne. 1964 gründete er sein eigenes Architekturbüro, bereits drei Jahre zuvor begann sein Laufbahn in der Lehr. Portoghesi war Professor für Architektur an der Universität La Sapienza in Rom und bis 1992 erster Präsident der seit 1980 stattfindenden Architekturbiennale von Venedig (über deren aktuelle Version, zudem 1969-83 Herausgeber der Zeitschrift „Controspazio“ und Dekan der Fakultät für Architektur am Polytechnikum Mailand von 1968 bis 1978. Zu seinen bekanntesten Werken zählt Europas größte Moschee in Rom (1974-77), das Casa Papanice (1966), ebenfalls in seiner Heimatstadt errichtet, sowie die Kirche „Sacra Famiglia“ im süditalienischen Salerno (1969-73). Auch in Straßburg realisierte er 1999/2000 eine Moschee.

Portoghesi war einer der ersten Architekten, der gegen den funktionalistischen Schematismus in der modernen Architektur antrat und sich wieder mehr an Elementen der überlieferten Baugeschichte orientierte. In seinen Entwürfen mischten sich Traditionen orientalischer Architektur, der Gotik, des Barock und des Jugendstils. Daneben widmete sich Portoghesi der Frage, wie sich auch industriell vorgefertigte Bauten ästhetisch zufriedenstellend gestalten lassen. Weltweit realisierte er Projekte, etwa das Zentralamerikanische Parlament in Guatemala und die Neugestaltung des Zentralplatzes in Shanghai. In Deutschland hinterließ er ebenfalls Spuren – so die Stadtvilla Tegel Residenz (1984-88) als Projekt der IBA 87 in Berlin und die Neugestaltung des Exerzierplatzes in Pirmasens (1992-94). An der documenta 5 in Kassel (1972) nahm er gemeinsam mit Vittorio Gigliotti mit einem Modell teil: „Dikaia, die Stadt nach der 3. industriellen Revolution“. (db, 31.5.23)

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