Auch in diesem Jahr lädt das Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz wieder zu einem Studierenden-Workshop ein, um gemeinsam vor Ort die Möglichkeiten des Bestands auszuloten. 2023 geht es um die Spätfolgen der 1980er und 1990er Jahre, denn die Teilnehmenden arbeiten in Deutsch Ossig am Berzdorfer See – südlich von Görlitz, an der Neiße-Grenze zu Polen. Hier hat der Braunkohletagebau eine Wüstung hinterlassen. Ab den 1950er Jahren wurde in der Region der Brennstoff für das Kraftwerk Hagenwerder gefördert. Was in den 1980ern seinen Höhepunkt erreichte, endete nach der deutschen Wiedervereinigung 1997. Mitten in diese Jahre fiel der geplante Abriss von Deutsch Ossig. 1991 stellte die Landesdenkmalpflege 80 der Bauten unter Schutz. Dennoch setzte man zunächst den Kohleabbau fort, nur fünf Kulturdenkmale blieben vor Ort erhalten. Diese stehen seit 2002, als man einen Teil des Geländes flutete, am Rand des neu entstandenen Sees.
In dieser Übergangslandschaft – die verbliebenen Denkmale stehen leer, am See entstehen zugleich erste Besucher:innenangebote – sollen die Workshopteilnehmenden in einem ersten Schritt die Folgelandschaft des ehemaligen Braunkohletagebaus Berzdorf und der Wüstung Deutsch Ossig erfassen. Dabei steht nicht nur die Geschichte des regionalen Tagebaus mit allseinen Auswirkungen im Mittelpunkt, sondern auch dessen Auswirkungen auf die Siedlungsstrukturen und die Landschaft. Es gilt, auszuloten, welcher (Denkmal-)Wert vor diesem Hintergrund den industriellen Zeugnissen und den verbliebenen Bauten von Deutsch Ossig zukommt. Darauf aufbauend sollen Nachnutzungskonzepte entstehen: aus städtebaulich-architektonischer und landschaftsplanerischer Perspektive. Der Workshop findet statt vom 2. bis 10. September 2023. Bewerbungen sind möglich bis zum 15. Juni 2023, alle Details und Konditionen können online eingesehen werden. (kb, 5.6.23)
Gutshaus Deutsch Ossig (Bild: Südstädter, CC BY SA 3.0, 2012)