Es ist an der Zeit, das ganz große Rad zu drehen, wenn es um den DDR-Plattenbau geht. Die ersten Imageklippen sind umschifft, die Ehre der Ostmoderne wurde in weiten Kreisen wiederhergestellt, zahlreiche Einzelstudien liegen vor. Nun hat es der Architekt und Verleger Philipp Meuser unternommen, einen zweibändigen Rundumblick auf den “seriellen Wohnungsbau in der DDR” zwischen den Jahren 1953 und 1990 zu unternehmen. Und sein Forschungsgegenstand verspricht viel. Denn für den hohen Bedarf an neuen Wohnungen schuf die Architekt:innen, dem politischen Zeitgeist gemäß, zahlreiche Typen für die Serienfertigung. Neben den baulichen sollten unterwegs gleich noch viele soziale Probleme gelöst werden, so zumindest der Plan.
In zwei Aufsatzbänden präsentiert Dom Publishers systematisch die verschiedenen Wohnungsbauserien der DDR. Von den ersten Experimenten 1953 bis zu den auslaufenden Bauten der Spätmoderne der Wendezeit um 1990. Dabei erschließt sich der besondere Wert dieses baukulturellen Erbes – von der künstlerischen Fassadendekoration bis zum technischen Innovationscharakter. Unterstützt wird Meuser hier von kundigen Autor:innen wie Jörg Blobelt, Jörn Düwel, Wolf-Rüdiger Eisentraut, Florian Heilmeyer, Uta Keil, Mathias Körner, Christoph Liepach, Juliane Richter, Björn Rosen, Oliver Werner und Anselm Weyer sowie durch einen Fotoessay von Maurizio Camagna. Die Buchvorstellung ist in Berlin für den 15. Juni 2022 geplant. (kb, 24.4.22)