Im Februar 1934 wurde durch die Nationalsozialist:innen die “Bayerische Moderne” abgewürgt: Die in den 1920er Jahren gegründete Münchener Postbauschule (Abteilung IV der Deutschen Reichspost) wurde aufgelöst, das Bauwesen unterstand fortan wieder dem Berliner Reichspostministerium. Robert Vorhoelzer (1884-1954), der auch die Leitung innehatte, Robert Poeverlein (1883-1968) und Hanna Löv (1901-1995) zählten neben vielen anderen zu den Architekten der Abteilung, die zwischen 1922 und 1934 etwa 350 Gebäude realisierte – von Großbauten wie der Hauptpost Coburg (1929-31) und der “TeLa”-Post in München (1928-29) bis zu Projekten in Klein- und Mittelstädten wie das Postamt Herrsching (1933) und das Verstärkeramt Kochel (1926-27). Das im Originalzustand erhaltene Verstärkeramt wurde 2020 zerstört. Nun ist ein weiteres durch die Postbauschule realisiertes Gebäude abgerissen worden: Die erst im Juni 2023 geschlossene Hauptpost Bad Tölz, entworfen wohl von Robert Vorhoelzer, Karl Schreiber und Hanna Löv und 1934 als eines der letzten Gebäude der Abteilung IV fertiggestellt. Unter Denkmalschutz stand es nicht – in den Blick des Landesamts für Denkmalpflege (BLfD) war es aber längst geraten. Nun hat der neue Eigentümer, die Aureus Oberland GmbH, Fakten geschaffen.

Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege hat „Mit großer Irritation“ vom Abbruch erfahren. Wie die Behörde gegenüber merkur.de erklärte, habe es noch im November 2023 einen Ortstermin mit Eigentümer, Stadtvertretern und Kreisheimatpfleger gegeben, bei dem die Prüfwürdigkeit des Haupt- und Nebengebäudes auf Denkmaleigenschaft erläutert worden sei. Das BLfD habe „ein weiteres Gespräch mit Landrat, Bürgermeister, Investor, Eigentümer und Generalkonservator Prof. Mathias Pfeil für Ende April vereinbart“. Die Aureus Oberland GmbH mit Geschäftsführer Kai Maximilian Worbs kam dem Termin nun mit dem Bagger zuvor. Zwei Nachbargebäude, deren ebenfalls beantragter Abriss unumstritten ist, blieben derweil stehen. Na sowas! Laut Aureus-Geschäftsführer Kai Maximilian Worbs wären die Denkmalpfleger bereits 2018/19 vor Ort gewesen, darauf sei aber keine Unterschutzstellung erfolgt. Von einem Ortstermin und einer Denkmalschutzprüfung 2018/19 sei im Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege nichts bekannt, heißt es hingegen seitens der Pressestelle des BLfD. Mit der Post habe man sich erstmals 2023 befasst. Fakt ist: Wieder ein Zeugnis der frühen Moderne weniger. Dafür darf sich Bad Tölz bald über ein “neues Quartier” mit Tiefgarage, Büros, Praxen, Wohnanteil und dem neuen Allheilmittel, einer “Rooftop-Bar”, freuen. Das Einbeziehen von Bestandsbauten war selbstverständlich nicht möglich … (db, 21.4.24)

Bad Tölz, ehem. Hauptpost (Bild: Furukama, CC BY-SA 3.0)

.Bad Tölz, ehem. Hauptpost (Bild: Furukama, CC BY-SA 3.0)

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