Die Berliner Autobahnraststätte, längst zum Lost Place avanciert, hat – wieder einmal – den Besitzer gewechselt. An der Avus gelegen, ist der feuerwehrautorote Bau mit dem sich kreisrund vorwölbenden Turm unübersehbar und denkmalgeschützt. Gestaltet wurde er vom Architekten Rainer Gerhard Rümmler (1929-2004), der in der Senatsverwaltung für Bauen und Wohnen von 1964 bis 1994 die Unterabteilung Entwurf leitete. Bekannt wurde er durch seine poppigen Berliner U-Bahnhöfe der späten 1970er Jahre. Um 1970 hatte sich sein Stil, der zunächst von klaren kubischen Formen geprägt war, gerade gewandelt, hin zu einer skulpturalen Ausdrucksweise. Als Rümmler den Auftrag erhielt, für den Standort Dreilinden eine Raststätte zu gestalten, sollte hier auch ein selbstbewusstes Zeichen in Richtung DDR entstehen. Denn hier lag mit dem Checkpoint Bravo einer der drei Kontrollpunkte, die von den USA in Berlin unterhalten wurden.

An Dreilinden kontrollierte man den Transitverkehr durch die DDR für Reisende zwischen West-Berlin und Bayern oder Niedersachsen, sodass der Restaurantbetrieb zunächst 24 Stunden am Tag geöffnet blieb. Doch die 1973 eröffnete Raststätte erwies sich mit den Jahren als zu wenig attraktiv: Hier wollte man weiter, nicht verweilen. Durch neue Abkommen mit den Alliierten wurde die Abfertigung am Checkpoint ab Anfang der 1970er Jahre so zügig, dass nur noch kurze Wartezeiten anfielen. Und auch der verbliebene Imbiss für Fernfahrer:innen verlor mit der Wiedervereinigung an Attraktivität. Die letzte Nutzung als Station des Zollamts endet 2002, seitdem steht die Anlage leer und ist zunehmend dem Vandalismus ausgesetzt. Wechselnde Eigentümer:innen planten allerlei zwischen Eventgastronomie, Disko und Verkaufspavillon, doch nichts davon kam zur Umsetzung. Nun bleibt abzuwarten, ob mit den neuen Eigentumsverhältnissen – Name und Nutzungskonzept des Käufers wurden noch nicht bekannt gegeben – auch die Karten für den Bauerhalt neu gemischt werden können. (kb, 8.10.23)

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