Derzeit wird der Münchener Hauptbahnhof runderneuert. Im Zuge dessen soll auch der nördlich anhängende Starnberger Flügelbahnhof abgerissen und durch ein fünfgeschossiges Basisgebäude und ein 69 Meter hohes Bürohochhaus ersetzt werden. Die Bahn will einen dreistelligen Millionenbetrag investieren. Die Münchener Stadtgestaltungskommission hatte die Planung des Büros Auer-Weber 2017 genehmigt, obwohl der Flügelbahnhof seit 2010 unter Denkmalschutz steht. Die Unterschutzstellung sei aber erst nach Start des Planungsverfahren erfolgt, die Einstufung als Denkmal daher nicht bindend. Der Stadtrat hat nun den Billigungsbeschluss für den Neubau erteilt, auch wenn große Begeisterung nicht zu spüren ist. SPD-Fraktionschef Christian Müller findet die Pläne zwar gut, Heike Kainz von der CSU und Paul Bickelbacher von den Grünen reagierten weniger enthusiastisch, wollen sich dem Abriss aber auch nicht entgegenstellen, da die Planungen weit fortgeschritten seien. Der ursprüngliche Entwurf des Neubaus stammt übrigens aus dem Jahr 2006, mittlerweile ist das Hochhaus schlanker und niedriger vorgesehen. Wenn es keine Klagen gibt, scheint der Abriss des 73 Jahre alten Bahngebäudes jetzt besiegelt. Was die Bahn als „neues architektonisches Erkennungsmerkmal Münchens“ anpreist, sieht Karl Hofmann von der Initiative Münchner Architektur und Kultur als “Grauen pur”, wie der der AZ München sagte. Vor Gericht ist er mit einem Einspruch gegen das Projekt schon einmal gescheitert, da er kein unmittelbarer Nachbar sei.

Erbaut wurde das jetzige Gebäude des Starnberger Flügelbahnhofs 1949/50 vom Hochbaudezernat der Bundesbahndirektion unter Leitung des Hauptbahnhofs-Architekten Heinrich Gerbl auf den Ruinen des ersten Flügelbahnhofs. Seinerzeit markierte der Bau den Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg, obwohl er wegen seiner strengen, am Klassizismus orientierten Formensprache auchbKritik erntete: Die monumentale Säulenhalle liege stilistish unangenehm nahe an der NS-Repräsentationsbauten. Eingeweiht wurde der Gerbl-Bau im Frühjahr 1950, der erste Bahnhof an dieser Stelle entstand durch die Königlich Bayerische Eisenbahn 1897, zunächst als unscheinbare Holzhütte. Erst 1922 wurde ein massives Gebäude errichtet, das während der Olympischen Winterspiele 1936 gar zum “Olympia-Bahnhof” erklärt wurde. Hier starteten die Sonderzüge Richtung Garmisch-Partenkirchen. Der Flügelbahnhof verlor spätestens mit der Inbetriebnahme der S-Bahn im Olympiajahr 1972 an Bedeutung, als die meisten Vorortzüge, die bislang hier einfuhren, entfielen. Fortan verkehrten sie als S-Bahnen, und ein neuer Zugang lenkte die Passagierströme an der alten Empfangshalle vorbei. 1995 zog das Kinder- und Jugendmuseum in den weitgehend ungenutzten Bau ein, es ist derzeit auf der Suche nach einem neuen Domizil. (db, 23.5.23)

München, Starnberger Flügelbahnhof 2007 (Bild: Mattes via Wikipedia, CC BY 2.5)

München, Starnberger Flügelbahnhof 2007 (Bild: Mattes, CC BY 2.5)

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