Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet der Brandschutz zur Bedrohung für Prometheus wird. Glaubt man der Mythologie, dann brachte er den Menschen das Feuer. In München wurde er vom Künstler Hermann Kaspar 1955 an die Decke des Ehrensaals im Deutschen Museums gebannt – als sechs mal neun Meter großes Sinnbild für den Fortschritt und den Siegeszug der Wissenschaft und überhaupt. Doch nun wird der Brandschutz des Dachstuhls auf den neuesten Stand gebracht, und dafür soll die Decke samt Bemalung weichen. Das Geld für eine kostenintensive Bergung des Kunstwerks sei, so das Museum gegenüber der Presse, nicht vorhanden.

Ganz ungelegen scheint dieser Abschied nicht zu kommen, denn der Künstler hatte bereits in der NS-Zeit eine nicht zu ignorierende Karriere hinter sich gebracht. Dem Eindruck, hier werde unliebsames Erbe entsorgt, widerspricht man jedoch aufseiten des Museums. Immerhin habe auch die Denkmalpflege dem Vorgehen zugestimmt: Der Erhalt des geschützten Deckenbilds sei zwar wünschenswert, aber wirtschaftlich nicht zumutbar – und nach Abnahme und Neumontage wäre vom ursprünglichen Denkmalwert der Malerei nicht viel übrig geblieben. Dem hält der Kunsthistoriker Wolfgang Brauneis, spezialisiert auf Künstler:innen der NS-Zeit, entgegen: Ein solches Vorgehen sei bedauerlich, denn nicht die politische Gesinnung des Künstlers sei ausschlaggebend für den Denkmalschutz, sondern dessen historischer Zeugnischarakter. Zwar blieben im Deutschen Museum weitere Kaspar-Werke erhalten, doch auch diese seien künftig der öffentlichen Sichtbarkeit entzogen. (kb/db, 22.5.23)

Deutsches Museum, Pometheus-Deckenbild im Ehrensaal (Bild: Deutsches Museum)

München, Deutsches Museum, Pometheus-Deckenbild im Ehrensaal (Bild: Deutsches Museum)

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