Wie schön wäre es, beim Bauen nicht von solchen Dingen wie Statik und Steuer, Amtspflichten und Urheberrechten behelligt zu werden. Doch derartige Freiheiten eröffnen sich den Architekt:innen meist nur in Gedanken und auf dem Papier. Nicht immer bleiben solche Entwürfe freiwillig unverwirklicht, doch in vielen Fällen sind die ungebauten Bauten gerade deshalb höchst spannend. Denn hier können sich Fantasie und Wagemut frei von gesellschaftlichen, geschmacklichen und materiellen Grenzen entfalten. Mit der Tagung “Ungebaut” – der zweiten Konferenz des Berliner Kirchenbauforums in Zusammenarbeit mit der Katholischen Akademie in Berlin e. V. und der DFG-Forschungsgruppe Sakralraumtransformation (TRANSARA) – sollen eben jene unrealisierten Kirchenprojekte genauer in den Blick genommen werden.
Die Veranstalter:innen spannen dafür einen weiten Bogen von der Zeit um 1800 bis in das 21. Jahrhundert, von Klassizismus und Romantik über die Klassische Moderne bis zur zeitgenössischen Baukunst. Damit können nicht nur die unterschiedlichen Stilistiken zwischen detailgetreuer Zeichnung und abstrahierter Skizze verglichen werden. Auch der Wandel der Entwurfspraxis wird greifbar – vom reglementierten Wettbewerb bis zur freien Formfindung am Modell. In Fachvorträgen und Diskussionen sollen allgemeine Leitlinien aufgezeigt und individuelle Konzepte ausgeführt werden können. Die Tagung steht allen Interessiereten zum Besuch offen. Und mit einer begleitenden Ausstellung lassen sich speziell Berliner Kirchenentwürfe von Karl Friedrich Schinkel über Hans Scharoun bis zum House of One studieren. Die Eröffnung findet mit einem Schinkelabend am 20. April um 20 Uhr in der Parochialkirche in Berlin-Mitte statt. (kb, 7.4.23)
Titelmotiv der Berliner Tagung “Ungebaut” (Bild: Detail, Kirchenbauforum Berlin)