Der Wiener Hermann Czech (*1936) zählt zu den renommiertesten Architekten Österreichs. Sein ungleichartiges architektonisches Werk umfasst Stadtplanung, Wohn-, Schul- und Hotelbauten ebenso wie Interventionen in kleinem Maßstab und Ausstellungsgestaltungen. Frühe Lokale wie das Kleine Café (1970/1973-74) und die Wunder-Bar (1976) haben sich längst in die kulturelle Substanz der Stadt eingeschrieben. Architekturtheorie versteht Czech als „Denken zum Entwurf“: Seine kritischen Texte zu den Protagonisten der Wiener Moderne, zu architektonischen Themen wie dem „Umbau“ oder zu den Methoden der Architekturproduktion bezeugen ein zunehmend enges Verhältnis von Abstraktem und Konkretem, von Theorie und Praxis. Neben seiner Arbeit als Architekt war Hermann Czech Gastprofessor unter anderem an der Harvard University in Cambridge/USA, der ETH Zürich, an der TU Wien und der Akademie der bildenden Künste Wien.
Mit allen Perspektiven seines Werks befasst sich noch bis 9. Juni die Ausstellung „Hermann Czech – Ungefähre Hauptrichtung“ im Raum für Zeitgenössische Kunst /fjk3 Wien. Sie reicht von teils noch nie gezeigten Entwürfen und Realisierungen aus den 1960er Jahren bis in die Gegenwart zudem werden Methoden („wie etwas entsteht“) und räumliche Wirkungen („wie etwas ausschaut“) dargestellt. In der pointierten Gegenüberstellung der Beispiele wird Reichhaltigkeit auch im Unscheinbaren sichtbar und Aspekte der Partizipation beleuchtet, die bei Czech mit einer gedanklich fundierten Position des Manierismus verknüpft ist. Die Ausstellung ist durch die im Faltplan verorteten Wiener Projekte und Realisierungen mit dem Stadtraum verschränkt angelegt und wird von einem Diskursprogramm sowie Exkursionen begleitet. (db, 28.5.24)
Wien, Hermann-Czech-Ausstellung fjk3 (Bild: Lisa Rastl)