Die Zürcher Privatklinik Pyramide, bislang selbst noch beheimatet in einem ikonischen Bau nach Entwurf von Justus Dahinden, plante eigentlich den Umzug in einen Neubau in Küsnacht. Dieses Vorhaben dürfte gescheitert sein, berichtete der Schweizer Tagesanzeiger Mitte Juli. Denn auf dem Gelände des geplanten Neubaus befindet sich die denkmalgeschützte Villa Nager (1937/38), einst Hauptgebäude der ehemaligen Klinik St. Raphael – sie hätte für die Realisierung des 80 Millionen Franken teuren Projekts nach Plänen von WR Architekten abgerissen werden müssen. Schon die 2008 geschlossene Klinik St. Raphael wollte das Gebäude vor etwa 20 Jahren durch einen Neubau ersetzen, der bereits bestehende Denkmalschutz wurde aufgehoben. Nachdem die Pläne nicht zustande kamen, wurde die Villa 2009 wieder unter Schutz gestellt. Die Eigentümer klagten umgehend, scheiterten jedoch mehrfach vor Gericht.
Nachdem nun die neuen Besitzer erneut den Abriss planten, wehrten sich Nachbarn und mehrere Architekturkenner. Dieses Mal ging der Prozess bis vors Bundesgericht, das den Klägern Recht gab: Die Villa Nager sei ein Stück Schweizer Architekturgeschichte, das es zu erhalten gelte. Die hohe Schutzwürdigkeit sei durch mehrere Gutachten bestätigt worden, heißt es im Urteil. Auch dass die Villa nur im kommunalen Inventar verzeichnet sei, ändere nichts an ihrer Schutzwürdigkeit. Das Bundesgericht bezeichnet die Villa Nager als Repräsentanten des herrschaftlichen Wohnens aus der sogenannten „Landizeit“, der Jahre um die Schweizerische Landesausstellung 1939. Das Haus sei zudem ein nicht vergleichbares Wohnhaus im Schaffen der Architekten Otto und Werner Pfister, die zahlreiche öffentliche Großbauten in der Schweiz errichteten, darunter die Schweizerische Nationalbank (1919-22) und die Kantonale Verwaltung Zürich (1933-35). (db, 22.7.22)