Verweilter Augenblick

Eigentlich hatte sich Hansgert Lambers (* 1937) zum Diplom-Ingenieur ausbilden lassen und übte bis zur Rente den Beruf eines Systemberaters für IBM aus. Doch parallel begann er auf seinen zahlreichen geschäftlichen Auslandsreisen zu fotografieren. Diese Leidenschaft hatte er sich bei seiner Mutter abgeschaut, die ihre Familie während der Kriegsjahre finanzierte, indem sie Metzger- und Bäckermeister fotografierte. Einen Namen machte sich Lambers ab 1987 mit seinem “ex pose verlag”, veröffentlichte rund 80 Bände vor allem zu den Themen Osteuropa und zeitgenössische Autor.innenfotografie. Zu den bekanntesten Werken des Verlags zählt etwa “DDR – Frauen fotografieren” aus dem Jahr 1991, herausgegeben von Lambers gemeinsam mit Gabriele Muschter. Doch mit seinen eigenen Fotografien ging er lange nicht in die Öffentlichkeit, sie gelten in der Fachwelt daher aktuell als Neuentdeckung.

Dem sieben Jahrzehnte umfassenden, fotografischen Lebenswerk von Lambers widmet nun das Haus am Kleistpark im Berlin eine Retrospektive. Zu sehen sind Aufnahmen aus Barcelona, Berlin, London, Ostrava, Paris, Prag, Ost- und West-Berlin. Der Kurator der Ausstellung, Matthias Reichelt, legte mit seiner Auswahl Schwerpunkte bei den Themen “Aufeinanderprallen von Zeichen, Spuren des Verfalls, Schattenspiele, Architektur wie Stadtmobiliar”. Damit steht die Stadt- und Straßenfotografie, das Einfangen des flüchtigen Moments, im Zentrum der Ausstellung. Die Schau mit dem Titel “Verweilter Augenblick” ist noch bis zum 7. August 2022 zu sehen im Haus am Kleistpark in Berlin (Grunewaldstr. 6/7, 10823 Berlin). (kb, 23.7.22)