Architektur kann nicht nur mächtige Räume erschaffen, sie wird auch immer wieder von den Vertreter:innen der Macht instrumentalisiert, um ihre Stellung zu zementieren. Nichtsdestotrotz können dabei gestalterisch qualitätvolle Bauten entstehen, oder solche, die in der Rückschau für ihre Epoche und deren Verflechtungen von Staat und Baukunst zeugen. In der aktuellen Forschung wird dieses Wechselspiel immer deutlicher thematisiert, hierbei kommen vor allem die Räume der Moderne in den Blick – und die Frage, ob solche Formtraditionen bis in die Gegenwart hinein wirkmächtig sind. Vor diesem Hintergrund untersucht eine neue Publikation, welche Rolle die sowjetische Staatssicherheit im Bauen des 20. Jahrhunderts spielte.

Der Architekt und Architekturhistoriker Dmitrij Chmelnizki, der 2003 an der TU Berlin zur „Architektur Stalins“ promovierte, kommt in seiner neuen Publikation zu dem Schluss: Ab den 1920er Jahren spielte die russische Staatssicherheit eine prägende Rolle im Baugeschehen. Unter ihrer Ägide entstanden vielbeachtete Räume der unterschiedlichsten Gattungen – von Wohnhäusern über Kulturpaläste bis zu Verwaltungsbauten. Aber zum Repertoire gehörten ebenso Straflager und Gefängnisse für die Gegner:innen des Systems. Dieser Bandbreite folgt die Gliederung des Buchs. Nach einer Geschichte der russischen Staatssicherheit werden deren Planungsbüro und die Architekt:innen ein den Blick genommen, um zuletzt die Bauten der Straf- und Arbeitslager-Verwaltung (Gulag) und des Inlandsgeheimdienstes (FSB) zu porträtieren. (kb, 9.6.23)

Chmelnizki, Dmitrij, Bauten der sowjetischen und russischen Staatssicherheit. Straflager, Wohnhäuser und Verwaltungsgebäude, 21 × 23 cm, 240 Seiten, 300 Abbildung, Softcover, ISBN 978-3-86922-837-2.

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