In Saarbrücken ist die Straßenlandschaft seit wenigen Wochen um zwei Attraktionen ärmer: Am 7. Mai 2022 wurden zwei Haltestellen-Unterstände beräumt, die an der Johanneskirche auf die Fahrgäste der Saarbahn warteten. Die Kleinarchitekturen standen hier seit 1997, seit dem Start der Straßenbahn an dieser Strecke. Für die Gestaltung der beiden Kleinarchitekturen zeichnete das Büro Wandel-Hoefer-Lorch verantwortlich – als Teil einer ganzen Reihe von innovativen, von Architekten entworfenen Wartehäuschen in Saarbrücken in jenen Jahren. Dazu zählen die beiden Haltestellen am Hauptbahnhof von Miroslav Volf, der Unterstand am Cottbusser Platz von Krüger Architekten und ein Standort am Landwehrplatz nochmals von Wandel-Hoefer-Lorch. Vor der Johanneskirche entwickelte dieses Büro gemeinsam mit dem Tragwerksplaner Dietrich Heer eine Komposition aus Stahlplatten. Die beiden in sich verkrümmten Gebilde trugen ausgestanzt ihren Namen in Großbuchstaben in der Seite, „Johanneskirche“, zu deren feingliedrig gotischer Form sie zugleich einen wirksamen Kontrast formten.

In einer Stellungnahme reagierte der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) Saarland auf den Verlust dieser beiden Haltestellenhäuschen – und spricht von einem “Verlust an baukultureller Einzigartigkeit”. Er vermutet, dass die Stadt die Wartehäuschen als negativen Faktor bewertet hat, der keine Werbegelder eingespielt und zudem unerwünschte Zielgruppen angelockt habe. Dem setzt der BDA entgegen, dass die Ursache für die wenig einladende Atmosphäre der Haltestelle mehr auf deren mangelnde Pflege zurückzuführen gewesen sei. Die Frage des Unterhalts will die Stadt für die neuen, gerade an mehreren Standorten installierten Wartehäuschen mit einer Übereinkunft mit der Firma Wall lösen, welche die Pflege werbefinanziert übernehmen will. Der BDA Saarland hingegen fürchtet angesichts der standardisierten Gestaltung der neuen Haltestellenserie “eine weitere Kommerzialisierung und Austauschbarkeit des Stadtbildes”. (kb, 22.6.22)

Saarbrücken, Wartehäuschen “Johanneskirche” (Bild: Carsten Diez)

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