Ein Blick auf die kommerziellen Sehnsuchtsorte des Wirtschaftswunders: Im vergangenen Jahr hat sich der bildende Künstler und Grafiker Tom Korn mit der bunten Welt der Warenhäuser befasst – unterstützt von der Stiftung Kulturfonds. Entstanden sind unter anderem 11 Bilder von Kaufhof-Gebäuden in Acryl und Lack auf Linoleum. Die Vorbilder seiner Motive wurden meist vom Architekten Hermann Wunderlich realisiert. Die von ihm entwickelte und in den unterschiedlichsten Grüntönen kreierte Glas- Aluminium- Rasterfassade für die Warenhäuser der Kaufhof AG waren eine frühe Form von Corporate-Identity-Architektur in Westdeutschland und zeitweilig Stadtbildprägend. Die Rahmen wurden aus einem alten Pullunder-Regal, Buche-Dekor, gebastelt.
Tom Lorn, gelernter Schriftsetzer – „an sich bin ich der letzte Bleisetzer Kölns“ – studierte nur kurz an der HGB Leipzig Malerei/Grafik. „Ich war auf der Suche nach einem anderen Material, die Welt mit dem Zeichenstift neu zu erfinden, das entsprach mir nicht.“ Sein Material fand er beim Konkurs eines großen Möbelunternehmens in Flensburg: Teppichmusterkataloge. Seitdem setzt er aus tausenden bis zu zwei mal zwei Millimeter kleinen Puzzleteilen seine Bildwelten zusammen. Luxus für Alle! propagierten die Kaufhauswelten – Tom Korns künstlerische Aufarbeitung kann man ab 2.4. in Berlin in der Bibliothek am Hansaplatz sehen:” Luxus für Alle! Gerasterte Warenhausarchitektur der 60er/70er Jahre”, Ausstellungseröffnung und Künstlergespräch mit Tom Korn, um 14.00 Uhr in der Altonaer Str. 15, 10557 Berlin. Die Ausstellung läuft im Rahmen des Programms Offen für Kultur bis 29. April. (db, 30.3.23)