Wandbilder und Wandmosaiken gehören häufig zu unserem täglichen Umfeld, wir nehmen sie aber im Vorübergehen oft nicht wirklich wahr. Die Werke des katalanischen Künstlers Josep Renau (1907-1982) gehören zum kulturellen Erbe der DDR und sind nur in Erfurt und Halle (Saale) erhalten. Im Rahmen des Programms „Baubezogene Kunst in der DDR“ der Wüstenrot Stiftung konnte eines der Hauptwerke Renaus nun dauerhaft in Halle für die Zukunft gesichert werden.

Zwischen Mexiko und Halle

Josep Renau (1907-1982) schuf in seiner spanischen Heimat 1933 sein erstes Werk. 1939 emigrierte er nach Mexiko und traf dort auf eine Gruppe Künstler, die das Wandbild als demokratische Kunstform verstanden. Renau lebte fast 20 Jahre in Mexiko und wurde während seines Exils zu einem Protagonisten des sogenannten Muralismus. 1958 kam er auf Einladung der DDR-Regierung nach Ost-Berlin, wo er ein erstes Außenwandbild erstellen sollte. Es wurde nach Kritik der Auftraggeber in der ursprünglichen Form nicht umgesetzt und erst 1971 in abgewandelter Fassung am Thälmannplatz (heute Riebeckplatz) in Halle realisiert. Es ist das erste von insgesamt fünf monumentalen Bildern Renaus im öffentlichen Raum der Saalestadt. Drei weitere entstanden in Halle-Neustadt und eines in Erfurt.

Die ab 1967 entstandenen Wandbilder in Halle-Neustadt bilden als Panorama eine gestalterische Einheit. Die horizontale Wandgestaltung von 5,5 Methern Höhe und 43 Metern Länge an der Klubmensa des Bildungszentrum ist aufgrund irreparabler Schäden leider nicht erhalten. Die beiden zum Panorama gehörenden vertikalen Wandbilder an den Treppenhäusern des ehemaligen Lehrlingswohnheimes – heute Teil der Stadtverwaltung – mit je 36 Meter Höhe und 7,25 Meter Breite sind hingegen nach einer Restaurierung für die Zukunft gesichert.

11.136 Fliesen

2005 wurde das linke (südliche) Wandbild „Die vom Menschen beherrschten Kräfte von Natur und Technik“ durch die Stadt Halle saniert. 2016 gab es erste Überlegungen zur Sanierung des rechten (nördlichen) Wandbildes „Einheit der Arbeiterklasse und Gründung der DDR“ mit dem markanten Karl-Marx-Kopf durch die Stadt Halle in enger Zusammenarbeit mit der Wüstenrot Stiftung. Von den geschätzten Kosten von einer Million Euro sollte die Stadt Halle 200.000 Euro übernehmen. Im Frühjahr 2022 begannen die Sanierungsarbeiten. 11.136 Fliesen wurden nummeriert und hinsichtlich der zu erfolgenden Arbeiten markiert.

Im Herbst wurde die Öffentlichkeit über den Stand der Sanierung auf der Baustelle informiert. Am 25. April 2023 nahmen zahlreiche Bürger, Vertreter des Stadtrates und Projektbeteiligte an der feierlichen Übergabe des Wandbildes teil. Hierbei wurde auf die Herausforderungen, vor der die Restauratoren standen, eingegangen: Es mussten 451 Fliesen neu geschaffen werden. Aus verschiedenen Quellen konnten Fliesen des Boizenburg-Fabrikates beschafft werden. Die passenden Farbglasuren wurden nach umfangreichen Versuchen hergestellt. Für die Vorlagenfindung verlorener Fliesen wurden der Wüstenrot Stiftung Archivunterlagen aus Valencia/Spanien zur Verfügung gestellt. Und eine Besonderheit gab es auch: Bei der Präsentation wurde die Öffentlichkeit informiert, dass von der veranschlagten Bausumme nur 600.000 Euro benötigt wurden. Die nicht verausgabten städtischen Mittel stehen für Kunst im öffentlichen Raum zur Verfügung. (Wolfram Friedrich, 5.5.23)

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