Die über die Berliner Zeitung veröffentlichte Nachricht , dass der Senat das brachliegende Sport- und Erholungszentrums (SEZ) in Friedrichshain komplett abreißen lassen will, ruft Unmut hervor. Auf dem Areal an der Kreuzung Landsberger Allee/Danziger Straße soll der vom Abgeordnetenhaus 2018 beschlossene Bebauungsplan umgesetzt werden. Er sieht anstelle des 1981 eröffneten SEZ eine Mischnutzung mit hohem Wohnanteil vor. Doch ob die geplanten 500 Wohnungen wirklich preisgünstig sein werden, wird angezweifelt. Die Berliner Zeitung holte einige Statements prominenter Ost-Berliner ein, die wenig begeistert klingen. Neben den Schauspielern Milan Peschel (*1968) und Jördis Triebel (*1977), als Jugendliche aktiver Nutzer des Bads, gibt auch Gregor Gysi ein deutliches Statement ab: „Das SEZ abzureißen, beweist erneut, dass der Senat nicht das geringste Feingefühl für die Erlebnisse und Bedürfnisse von Ost-Berlinerinnen und Ost-Berlinern hat. Schon beim Palast der Republik musste man sich ideologisch gegen den Osten durchsetzen, statt etwas Gemeinsames zu suchen. Wenn man Berlin als Einheit will, braucht man für Ost und West den gleichen Respekt“, zitiert ihn die Zeitung.

Gebaut wurde das SEZ 1979-81 nach Entwurf eines schwedischen Architektenteams von der „Aufbauleitung Sondervorhaben Berlin“ unter Leitung des Generaldirektors Erhardt Gißke. Der Bau wurde in seiner Ursprungsfunktion bis 2002 betrieben, dann verkaufte das Land Berlin das Grundstück für einen symbolischen Euro an einen Leipziger Investor. Dieser wurde damals verpflichtet, bis spätestens 2007 wieder einen Badebetrieb einzurichten. Dies wurde nie realisiert. Teile des Gebäudes wurden zwar saniert und weiterbetrieben, doch die Vorstellungen des Eigentümers und des Senats über die Nutzung drifteten immer weiter auseinander. Nach einem jahrelangen gestarteten Rechtsstreit verfügt das Land seit vergangenem Jahr nun wieder über das Grundstück – und lässt wohl tatsächlich die Bagger anrücken. Dass Menschen neben „Fickzellen“ (Heiner Müller) und Supermärkten eventuell auch Kultur- und Freizeiteinrichtungen brauchen könnten, sollte man vielleicht mit dem Land Berlin noch einmal durchdiskutieren … (db, 9.1.24)

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