Das ehemalige Sport- und Erholungszentrum SEZ an der Landsberger Allee in Berlin-Friedrichshain soll abgerissen werden. Nach seiner Eröffnung im Jahr 1981 galt der multifunktionale Sport- und Freizeitkomplex in seiner Größe und Nutzung als weltweit einzigartig. Erbaut wurde das SEZ zwischen 1978 und 1981 von der Aufbauleitung Sondervorhaben Berlin unter Leitung von Erhardt Gißke, nach Plänen eines schwedischen Architektenteams. Gißke war damals Baudirektor beim Ost-Berliner Magistrat und unter anderem für den Bau des Palasts der Republik oder des Nikolaiviertels verantwortlich. Mit Wellenbad und 30 Grad warmen Wasser brachte das SEZ ein wenig Tropengefühle nach Ost-Berlin, hinzu kamen unter anderem eine Bowlingbahn, Tanzveranstaltungen, Badmintonfelder und lange Schlangen am Eingang. Denn der große, luftige, gläserne Bau mit seinen orange- und lilafarbenen Paneelen war nicht nur eine Landmarke an der Durchgangsstraße, er war für viele Ost-Berliner:innen ein Sehnsuchtsort im Alltag.
Nach der Wende wurde der Schwimmbadkomplex mit seinen weitläufigen Innen- und Außenanlagen von den Berliner Bäderbetrieben übernommen, die das Bad aber aufgrund hoher Betriebskosten bald schlossen. Im Jahr 2003 verkaufte das Land Berlin das SEZ an den Leipziger Investor Rainer Löhnitz – für den damals oft üblichen symbolischen Euro. Der Auflage, das Gebäude weiterhin als Sport- und Badezentrum zu betreiben, kam der Investor nicht nach. Nach jahrelangem Rechtsstreit kaufte Berlin das SEZ Ende 2023 wiederum für einen Euro zurück und möchte das Gelände nun neu bebauen: Geplant sind 500 Wohnungen, eine Schule mit Sportanlage und Grün- und Freizeitflächen. Der Abrisstermin steht derzeit noch nicht fest. Außerdem soll geprüft werden, so schreibt die Berliner Zeitung am 8. Februar, ob identitätsstiftende Merkmale des Gebäudes erhalten werden können. Der Verein Gemeingut in Bürger:innenhand startete letzte Woche die Petition „Rettet das SEZ“ gegen den Abriss des Gebäudes. Auch die Architektenkammer Berlin spricht sich aus denkmalpfelgerischen und ökologischen Gründen gegen den Abriss aus. Ein offener Brief vom letzten Donnerstag stellt den kulturellen Wert des SEZ ins Zentrum seiner Kritik am Abriss. Berliner Expert*innen für Architektur, unter anderem von der Technischen Universität Berlin, bescheinigen dem ehemaligen Freizeitzentrum, ein »Meisterwerk der berlinspezifischen organischen Architektur und des weltweit wiederentdeckten sogenannten Brutalismus« zu sein. Denkmalstatus hat das Gebäude nicht, obgleich die Voraussetzungen vorliegen.(vpk, 13.2.24)