Für das „Ladenzentrum Kieler Straße“ des Hamburger Architekten Werner Kallmorgen aus dem Jahr 1963 liegen die Abrisspläne schon bereit. Laut dem SPD-Fraktionsvorsitzenden Gabor Gottlieb sollen die Pavillons abgerissen und in drei bis fünf Jahren durch Wohnungen und Gewerbe ersetzt werden. Der Hamburger Senat habe, so NDR und Tagesschau im Januar 2024, ein Vorkaufsrecht für das Grundstück des ehemaligen Einkaufszentrums erlassen, der Bezirk Eimsbüttel wolle nun im April ein Ausschreibungsverfahren starten. Tatsächlich steht das Ensemble aus einem nahezu quadratischen und einem horizontal langgestreckten Gebäude aus Stahl und Beton nicht unter Denkmalschutz. Die Anforderungen der Geschäftsnutzer*innen haben zahlreiche Veränderungen bewirkt. So sind beispielsweise die einst dezent in Anthrazit gehaltenen Fassaden irgendwann braun angestrichen worden – ein interessanterweise oft zu beobachtendes Vorgehen bei Bauten aus den 1960er Jahren –, die ursprünglichen Glasflächen sind durch grob profilierte Mehrfeldfenster ersetzt, das Raster des Straßenpflasters ist an vielen Stellen nach Ausbesserungen nicht mehr in der ursprünglichen Gestalt ersetzt worden. Wildwuchs und tosender Verkehr machen den Ort unwirtlich.

Dennoch lässt das Ladenzentrum noch die typische Leichtigkeit, Transparenz und Eleganz seiner Bauzeit erahnen. Die Bauten betonen die Horizontale, schlanke Stützen aus I-Profilen tragen die Geschoss- und Deckenplatten. Unterhalb der Deckenplatten sind Gitterroste angebracht, die zugleich als Sonnenschutz fungieren und einst die schwungvollen Reklameschriften der Läden zeigten. Am südlichen Ende des Platzes, wo sich heute eine große Kreuzung befindet, standen einst zwei Schauvitrinen, gleich einer Miniatur-Ausgabe des Ladenzentrums. Nicht zuletzt handelt es sich um einen Entwurf von Werner Kallmorgen, der unter anderem für den Wiederaufbau der Speicherstadt oder den Zuschauerraum des Thalia Theaters verantwortlich war. Aus diesen Gründen plädiert der Hamburger Denkmalverein trotz der fortgeschrittenen Abrisspläne für den Erhalt der Gebäude und schlägt vor, ihre ursprünglichen architektonischen und städtebaulichen Qualitäten wieder herauszuarbeiten. Die dreieckige Platzfläche mit den alten Bäumen könnte als aufgelockerter Freiraum erhalten werden und das Ensemble so eine wichtige mikroklimatische Funktion entfalten. Das könnte ja mit den geplanten neuen Nutzungen auch im Einklang stehen. (pk, 10.4.24)

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Hamburg, Ladenzentrum Kieler Straße, Werner Kallmorgen, 1963 (Bild: Hamburger Architekturarchiv, Foto: Christian Spindler, ca. 1963)

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Hamburg, Ladenzentrum Kieler Straße, Werner Kallmorgen, 1963 (Bild: Hamburger Architekturarchiv, Foto: Christian Spindler, ca. 1963)

Hamburg, Ladenzentrum Kieler Straße, Werner Kallmorgen, 1963 (Bild: Hamburger Architekturarchiv, Foto: Christian Spindler, ca. 1963)

Hamburg, Ladenzentrum Kieler Straße, Werner Kallmorgen, 1963 (Bild: Hamburger Architekturarchiv, Foto: Christian Spindler, ca. 1963)

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