Die ehemalige Druckerei Dondorf, ein im Kern von 1873 stammender Backsteinbau, ist eins der letzten Relikte des Industriestandorts Frankfurt-Bockenheim. Letzte Nutzerin des Gebäudes, das bereits 1928 von der Gründerfamilie Dondorf an die Union-Druckerei verkauft wurde, war ab den 1960ern die Goethe-Universität Frankfurt. Mehrfach wurde der Abbruch des wuchtigen, zigfach veränderten Baus diskutiert, doch nie umgesetzt. Nach dem Auszug der Universität, die hier zuletzt noch Archivräume betrieb, hat das Max-Planck-Institut nun das Areal übernommen. Die geschichtsträchtige Druckerei sollte nach Plänen des Büros Fritsch + Tschaidse erhalten und zum Bürobau umgestaltet werden. Anfang 2023 kam die böse Überraschung, als das Institut verkündete, das Gebäude nun doch abreißen zu wollen, da der Umbau zu aufwendig gerate. Nun erlebt das Max-Planck-Institut selbst eine Überraschung: Seit Samstag 16.00 Uhr, während des Asta-Sommerfests, hält eine Gruppe von Aktivisten das seit kurzem verwaiste Gebäude besetzt.
Die Polizei war vor Ort, sah zunächst aber keinen Handlungsbedarf. Man wolle die Situation weiter beobachten, so ein Sprecher. Die Universität stellte bislang noch keine Anzeige auf Hausfriedensbruch (so der Stand am Sonntag). In einem Statement auf Twitter erlätert eine Sprecherin der Besetzer:innen, dass der drohende Abriss “aus ökologischer Perspektive völlig irrational” sei. Auch aus stadt- und kulturhistorischen Gründen dürfe der Bau nicht fallen. Schätzungen der Initiative “Architects for Future” hätten ergeben, dass Abriss und Neubau einen CO2-Ausstoß von “deutlich über einer Million Kilogramm” verursachen würden. Aufwind dürfte auch die Initiative “Dondorf-Druckerei” erhalten, die sich schon lange für den nicht denkmalgeschützten Industriebau stark macht. Und erst vor 10 Tagen hatte auch der BDA Frankfurt den Erhalt gefordert: “Die Dondorf’sche Druckerei sollte als Pilotprojekt des geforderten substanziellen ‘Umdenkens im Bausektor’ erhalten bleiben, anstatt sie als mahnende Hülle einer überholten Planungskultur zu rekonstruieren”, heißt es in einer Erklärung, in der insbesondere das Institut für empirische Ästhetik, der zukünftige Nutzer, für seine Planänderung kritisiert wird. Die Gemengelage bleibt spannend … (db, 26.6.23)