Am Montag ist der Architekt Peter Kulka im Alter von 86 Jahren in seiner Heimatstadt Dresden verstorben. Nach einem Architekturstudium an der Kunsthochschule Weißensee und einer kurzen Episode an der Bauakademie der DDR floh er 1965 in den Westen, zunächst ins Büro von Hans Scharoun, war dann – sein erstes großes Projekt – am Bau der Universität Bielefeld (1970-1975) beteiligt und eröffnete 1979 sein eigenes Büro in Köln. Mit dem Sächsischen Landtag in Dresden (1991-1994 und 2019 bis heute), der Siemens-Verwaltung in Düsseldorf (1991-1997) oder überraschenden kleinen Juwelen wie der Galerie für Zeitgenössische Kunst (GfZK) in Leipzig (2006) trug Peter Kulka wegweisende Bauten zur Architektur der 1990er Jahre bei. In den letzten beiden Jahrzehnten führte er verstärkt Sanierungsprojekte oder Erweiterungen historischer Bauten aus. Dazu zählen Projekte wie der neue Brandenburger Landtag im historischen Gewand, der Umbau des Frankfurter Senckenbergmuseums oder die Neugestaltung des Deutschen Hygienemuseums in Dresden. Für sein Schaffen prägnanter sind jedoch Ergänzungsbauten wie beispielsweise das Haus der Stille in der Abtei Königslutter, wo er mit glattem Beton à Tadao Ando Zeitgenössigkeit über Rekonstruktion und historische Anleihen stellte und damit feine Statements in die lauten Rekonstruktionsdebatten einbrachte.

Seit den frühen 1990ern engagierte er sich außerdem für den Erhalt der Architektur der DDR, sanierte unter anderem den Leipziger Henselmann-Turm und leitete Ende der 2000er Jahre den Neubau des Dresdner Zentrum-Warenhauses, in den er eine Nachbildung der ursprünglichen Wabenfassade integrierte, die den Einwohner:innen am Herzen lag. Peter Kulka wirkte in Ost und West, vor und nach der Wiedervereinigung, in der Moderne und der Postmoderne, und prägte eine Handschrift aus, die nie zwischen, sondern immer entschieden mitten in den jeweiligen Welten und ihren Zeiten stand. (vp, 8.2.24)

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Paradebeispiel für die 90er Jahre: Sächsischer Landtag von Peter Kulka, 1991-1997 (Bild: ubahnverleih, CC0, 2015)

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