Als Russland den Krieg gegen die Ukraine vom Zaun brach, musste auch die Architektin und Architekturkritikerin Ievgeniia Gubkina das Land verlassen. Mit einem Minivan ging es mit der Familie zuerst nach Lettland, dann nach Paris – und von hier zu Vorträgen an die unterschiedlichsten Orte. Weite Teile der Bauten ihrer Heimatstadt Charkiw fielen derweil dem Krieg zum Opfer. Gubkinas Vorträge, Interviews und Essays der ersten acht Monate ihres unfreiwilligen Exils hat sie nun zu einem Buch zusammengefasst. Unter dem Titel “Being a Ukrainian Architect During Wartime” ist er bei Dom Publishers in der Reihe “Histories of Ukrainian Architecture” erschienen. Sie fügen sich zu einem mal mehr akademisch, zunehmend aber kämpferischen und politischen Gesamtbild.
Einen anderen Weg wählte der Architekturhistoriker Semen Shyrochyn, als er seine Heimatstadt Kiew zwischen zwei Buchdeckel packte. In einem Architekturführer stellt er, ebenfalls in der Dom-Publisher-Reihe, gut 100 sehenswerte Bauten aus den letzten rund 100 Jahren in Text und Bild vor. Er gliedert sein Stadtporträt in fünf Epochen – von der Avantgarde-Architektur über die Stalin-Ära und die Sowjetmoderne bis zu jüngsten Entwürfen seit der ukrainischen Unabhängigkeit von 1991. (kb, 21.10.23)

Kiew, Hotel Saljut, 1984 fertiggestellt nach Entwürfen von Abraham Milezkyj, die zylindrische Form des 90-Zimmer-Hotels soll an eine Serie sowjetischer Weltraumstationen erinnern (Bild: Jorge Franganillo, CC BY 2.0, 2017)