Als die Tourist:innen noch zahlreich in das wachsende Kurstädtchen Bad Orb kamen, brauchte man eine zweite römisch-katholische Kirche: St. Michael wurde 1964 nach Plänen des Kasseler Architekten Johannes Reuter fertiggestellt. Seitdem thront sie auf einer Anhöhe über dem Ort. Doch seit 2016 ist die Kirche geschlossen, denn der Turm musste wegen herabfallender Betonbrocken abgesperrt werden. Nach einer Begutachtung wurden die Kosten für eine (Beton-)Sanierung überschlagen und entschieden: Das lohnt sich nicht mehr! Selbst wenn man den Turm jetzt sanieren würde, so die Argumentation, müsste man ja irgendwann wieder Geld in die Hand nehmen – schließlich wurde der Turm schon einmal saniert.
Nach einigem Hin und Her wurde der Turm abgerissen – aber immerhin für das Schiff zeichnet sich aktuell eine neue Nutzung ab. Zunächst hatte man eine Umgestaltung zum Kindergarten oder Kolumbarium erwogen, doch beide Lösungen waren nach einer Vorplanung von der Stadt nicht weiterverfolgt worden. Jetzt ist die Rede von einer Bolderchurch: Als Kletterhalle könne man den Raum erhalten, samt künstlerisch gestalteten Fenstern und Michaelsmosaik über dem Eingang. Die Verhandlungen mit den beiden Pächtern sind so weit abgeschlossen, das Bistum und die Gemeinde haben ebenfalls genickt. Im Besitz der Kirchengemeinde verbleibt das gesamte Bauwerk, sie soll weiterhin die Marienkapelle und die Sakristei nutzen können. Der Altarraum wird eingehaust. Eine Teilprofanierung ist für den 19. November 2023 angesetzt, mit der Einweihung der Kletterhalle wird im Frühjahr 2024 gerechnet. Noch in der Diskussion ist ein “Projektraum” für eine Jugendkirche – in diesem Fall würde die Sakristeifunktion in den ehemaligen Altarraum verlagert. (kb, 22.10.23)
Bad Orb, St. Michael, hier noch mit dem später abgerissenen Turm (Bild: historische Postkarte)