Eines der größten Städtebauprojekte Zürichs ist der in den 1990er Jahren begonnene Umbau des Maag-Areals. Viele Industriebauten des einstigen Firmengeländes zwischen Bahnhof Hardbrücke und Pfingstweidstraße sind Wohnungen, Büros und Kulturbauten gewichen. Vor der Jahrtausendwende hatte die namensgebende Zahnradfabrik Maag die Produktion eingestellt und sich in die Immobiliengesellschaft Maag Holding gewandelt. Zusammen mit den Grundstückseigentümern Coop und Welti-Furrer wurde 2000 ein Studienauftrag für den städtebaulichen Masterplan Maag-Areal Plus ausgeschrieben, das Konzept von Diener & Diener und Boesch Architekten setzte sich durch. Die daraus abgeleiteten Sonderbauvorschriften für das Planungsgebiet wurden 2008 vom Stadtrat in Kraft gesetzt. 2004 verkaufte die Maag Holding indes ihre Liegenschaften, die etwa ein Drittel des Gesamtareals umfassen, an die Swiss Prime Site (SPS), die heute mit einem Portfolio von 12 Milliarden Franken die größte börsennotierte Immobiliengesellschaft der Schweiz ist. Und bei allen Fortschritten wurde und wird die hochpreisige Gleichförmigkeit auf dem Gelände der früheren Zahnradfabrik bemängelt. Bald soll ein weiterer Teil neu bebaut werden, und weil sich die Grundstückeigentümerin und Ausloberin eines entsprechenden Wettbewerbs für den Entwurf von Sauerbruch Hutton (Berlin) entschieden hat, müssen dort nun die kulturell genutzten Maag-Hallen weichen. Dagegen regte sich bereits länger Protest, die Kritiker*innen wollten lieber den Vorschlag der Pritzker-Preisträger Lacaton Vassal umgesetzt sehen, die einen weitgehenden Erhalt aller Bauten planten.

Das denkmalgeschützte Gebäude K aus dem Jahr 1941 an der westlichen Spitze und die Maag-Hallen aus den 60ern sind als Hotspot der Ausgehszene etabliert, als Nukleus, der das Gesamtareal belebt – und überdies, dank ihres etwas ruppigen Charmes, sinnbild für die Geschichte des Ortes. Die Maag Music & Arts AG unterhält hier die Eventhalle Maag, den Club Härterei sowie das Bistro K2. 2017 wurde hier die Spielstätte des Tonhalle-Orchesters während der Renovierung von dessen Stammhaus am Ufer des Zürichsees installiert. Fast beiläufig wurde im März die Entscheidung des Immobilienkonzerns SPS bekannt, die Maag-Hallen bis auf das denkmalgeschützte Gebäude K abreißen und durch Neubauten nach einem Entwurf von Sauerbruch Hutton (Berlin) ersetzen zu lassen. Dem voran ging der private Studienauftrag „Maaglive“ von SPS, bei dem die Möglichkeit offengeblieben war, die Hallen oder zumindest Teile davon zu erhalten. Eingeladen waren acht Teams. Neben dem Projekt des Berliner Büros war auch der Beitrag von Pritzker-Preisträger Lacaton Vassal (Paris) in die Überarbeitung geschickt worden, letztlich aber nicht erfolgreich. Das Projekt «Maaglive» hat zum Ziel,  die aktuell prägenden Büronutzungen mit Wohnen, Kultur und Gastronomie zu ergänzenin Buchcafé mit Galerie und ein offener Raum mit Lounge und Bar umfassen und betriebliche Synergien mit dem neuen, nutzungsoffenen Kulturhaus nebenan schaffen. Mit dem Baubeginn für das Großprojekt rechnet man bei der Swiss Prime Site AG frühestens im 3. Quartal 2024. Im Idealfall könnte Maaglive im 3. Quartal 2027 bezogen werden, heisst es bei Swiss Prime Site. Das Investitionsvolumen wird auf ca. 135 Mio. CHF veranschlagt. (db, 3.9.22)

Zürich, Maaghalle (Bild: Maag Music Arts, CC BY-SA 4.0)

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