In Weimar hat ab sofort die Ausstellung „Bauhaus und Nationalsozialismus“ geöffnet. Bei der Ausstellung der Klassik Stiftung Weimar handelt es sich um die erste öffentliche Auseinandersetzung mit diesem Thema überhaupt. Im Kern werden die vielfältigen Wege aufgezeigt, die Künstler:innen des Bauhaus eingeschlagen haben, um mit dem totalitären System umzugehen. Ausgestellt werden Werke, die die komplexe politische Geschichte des Bauhauses bis zu seiner Schließung 1933 verdeutlichen und die überraschend unterschiedlichen Lebenswege der Bauhäusler:innen im Nationalsozialismus aufzeigen. Die dreiteilige Ausstellung will neue, auch unbequeme Perspektiven auf die Bauhausgeschichte ans Licht bringen und zur Diskussion stellen. Auch wenn sich noch lange nach 1945 die Illusion einer einzig „guten“ und verfolgten Moderne hielt – die Lebenswege vieler Bauhaus-Angehörigen zeigen auch, dass eine innovative künstlerische Haltung allein nicht gegen die Verführbarkeit durch den Faschismus schützt.
Zu sehen sind die rund 450 Kunst- und Designobjekte, die aus Privatsammlungen sowie aus Museen in Europa und den USA stammen, gleich an drei Orten in Weimar. Das Museum Neues Weimar beleuchtet unter dem Titel „Politische Kämpfe um das Bauhaus 1919−1933” die künstlerischen und politischen Konflikte, die bereits mit der Gründung des Bauhauses begannen. Im Bauhaus Museum steht unter der Überschrift „Abgehängt – Beschlagnahmt – Angepasst 1930/1937” die „entartete Kunst“ und ihre Beschlagnahmung durch die Nationalsozialisten im Mittelpunkt. Die Hauptausstellung befindet sich im Schiller-Museum. Sie beschäftigt sich mit Bauhaus-Mitgliedern und ihren „Lebenswegen in der Diktatur 1933−1945”. Thematisiert werden die Gratwanderungen, die die Bauhäusler:innen unter dem neuen Regime ab 1933 beschritten. Viele verloren ihre Arbeit, flohen aufgrund ihrer Herkunft ins Exil, mindestens einundzwanzig Bauhäusler*innen wurden in NS-Gefängnissen oder Konzentrationslagern ermordet. Doch die Mehrheit arbeitete weiterhin in Deutschland, beteiligte sich teilweise an nationalsozialistischen Propagandaausstellungen oder präsentierte Werke auf Designmessen. Einige entwarfen Filmplakate, Möbel, Haushaltswaren und sogar Hitlerbüsten. (pk, 10.5.24)
Ausstellung „Bauhaus und Nationalsozialismus“, Klassik Stiftung Weimar, 8. Mai 2024 – 15. September 2024
Ausstellung „Bauhaus und Nationalsozialismus“ der Klassik Stiftung Weimar (Bild: © Klassik Stiftung Weimar, Key Visual „Bauhaus und Nationalsozialismus“, 2024)