Das West-Berliner Architektenpaar Inken (*1942) und Hinrich Baller (*1936) war lange mittendrin und trotzdem nicht dabei: Ihre zwischen 1967 und 1989 gebauten Projekte spalteten die Architektenwelt, speziell die der Berliner Architekten, denn sie unterschied sich doch sehr deutlich von der vorherrschenden, konservativen „Steinarchitektur“ und sogar vom „retrospektiven Traditionalismus“. In Berlin haben sie insgesamt 22 Wohnanlagen entworfen, mehrheitlich in der City-West. Darunter ist auch der 1975 fertiggestellte Appartementkomplex in der Lietzenburger Straße sowie die drei Wohnhäuser am Fraenkelufer. Diese entstanden im Rahmen der IBA ’87. Nach der Trennung von Inken plante Hinrich mit seiner zweiten Frau Doris Baller bis in die 2000er Jahre weitere Wohnanlagen, unter andertem schufen sie die vom Teilabriss bedrohte Nutheschlange in Potsdam (1996-2002). Das Opus Magnum schufen indes Inken und Hinrich Baller, und hierfür werden sie nun mit dem Großen BDA-Preis 2023 ausgezeichnet. Dies entschied eine unabhängige Jury unter dem Vorsitz der BDA-Präsidentin Susanne Wartzeck.
In der Begründung heißt es unter anderem: “Die Jury würdigt das gemeinsame Werk von Inken Baller und Hinrich Baller als eigenständige und ökologisch geprägte Entwurfshaltung, die unter den Bedingungen des sozialen Wohnungsbaus zu erstaunlichen Lösungen jenseits des Mainstreams führte. Durch konsequente Optimierung konstruktiver Mittel konnten Flächengewinne erzielt werden, die zu einer erhöhten Qualität der Wohnungsgrundrisse und -zuschnitte im gegebenen Kostenrahmen führten. Die daraus resultierende eigenständige Ästhetik war im Berufsstand nicht unumstritten, wurde in weiten Teilen der Bevölkerung aber als überaus populäres Markenzeichen der West-Berliner Szene wahrgenommen.” mR gratuliert! Der Preis wird am 15. September 2023 um 19.00 Uhr im Museum für Angewandte Kunst MAKK in Köln öffentlich verliehen, die Laudatio hält Prof. Georg Vrachliotis. Der Große BDA-Preis ist die bedeutendste personenbezogene Ehrung des Bundes Deutscher Architektinnen und Architekten. Erster Preisträger war 1964 Hans Scharoun, gefolgt unter anderen von Ludwig Mies van der Rohe, Egon Eiermann, Günter Behnisch oder Oswald Mathias Ungers. Zuletzt wurden Peter Zumthor (2017) sowie Anne Lacaton und Jean-Philippe Vassal (2020) ausgezeichnet. (db, 21.7.23)