In diesen Tagen schlägt der brandenburgische Landeskonservator Thomas Drachenberg in einem Interview Alarm: Neben Überlegungen zum drohenden Verlust des Berliner Generalshotel drückt er sein Unverständnis darüber aus, dass der Abriss der Bauten am Bogensee kurz bevorstehen könne. Dabei ist das denkmalgeschützte Ensemble nördlich von Berlin gleich in doppelter Weise geschichtsträchtig. Ab 1946 entstand hier die Hochschule der Freien Deutschen Jugend (FDJ). Als Keimzelle diente zunächst ein Bau, dessen Wurzeln noch weiter zurückreicht: das Landhaus des nationalsozialistischen Propagandaministers Joseph Goebbels aus dem Jahr 1939 (Heinrich Schweitzer/Hugo Constantin Bartels) – samt Kino, Gästehaus und Wasserwerk. Als diese Räume der FDJ-Einrichtung nicht mehr ausreichten, entstanden in den 1950er Jahren nach Plänen des Architekten Hermann Henselmann Neubauten im Stil des stalinistischen Klassizismus.
Mit dem Ende der DDR ging das Areal in die Obhut der Treuhand über. Auf Zwischennutzungen als Hotel und Ausbildungsstätte folgte der Leerstand, der bis heute andauert. Auch verschiedene Initiativen wie die Gründung eines Fördervereins im Jahr 2015 konnten am Bogensee bislang keine Nutzungsperspektive umsetzen. Immer wieder wurden die historischen Dimensionen des Geländes, das im Besitz des Landes Berlin liegt, sichtbar gemacht: etwa in einer Online-Ausstellung des Leibniz-Instituts für Zeithistorische Forschung Potsdam. Doch nun scheint die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) den Abriss der Bauten zu planen, um das Gelände vollständig zu renaturieren. Gegenüber der MOZ (Märkische Onlinezeitung) gab Drachenberg zu verstehen, dass ihn diese Pläne überraschen, da die BIM „vorbildlich jahrelang viel Geld in die Erhaltung der Gebäude“ gesteckt habe. Stattdessen fordert er mehr Transparenz und Kommunikation im Fall Bogensee. (kb, 11.10.23)