Die Architektenkammer Sachsen würdigt das Wirken des Architekten Bruno Paul (1874-1968) mit der Ausstellung „Schönheit ist Freude“ im von ihm entworfenen Haus der Architekten in Dresden (Goetheallee 37, 01309 Dresden). Paul, Mitbegründer des Deutschen Werkbunds, positionierte sich direkt an der Schwelle zur Moderne, gilt als wichtiger Wegbereiter: In seinem Berliner Atelier arbeiteten unter anderem Ludwig Mies van der Rohe und Adolf Meyer. Er selbst studierte an der Akademie der Künste in Dresden und der Akademie der Schönen Künste in München, die Architektur war jedoch nur ein Teilgebiet seines Wirkungsfeldes. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war er ch als Karikaturist für die Satirezeitschrift „Simplicissimus“ tätig, entwarf Alltagsgegenstände, Möbel, Interieurs und die Einrichtung einiger Luxusdampfer. Ab 1924 war Bruno Paul der erste Direktor der Vereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst in Berlin, in welcher die Unterrichtsanstalt am Kunstgewerbemuseum und die Hochschule für Bildende Künste mit einem erweiterten Bildungskonzept zusammengeführt wurden.
Bruno Pauls Villen lassen sich teilweise der Art Déco zuordnen. Manche Wohnhäuser der 1920er/1930er Jahre waren als Gesamtkunstwerke angelegt, bildeten mit Inneneinrichtung und Gartengestaltung eine Einheit. In Essen, Gelsenkirchen sowie Köln entstanden nach seinen Plänen Kaufhäuser, so 1928 wurde das konsequent modern gestaltete Kathreiner-Hochhaus als erstes Verwaltungshochhaus in Berlin. In den 1930ern bildeten Verwaltungsgebäude, Wohnsiedlungen und Fabrikationsgebäude sowie Möbelentwürfe für die Deutschen Werkstätten in Dresden-Hellerau den Schwerpunkt seiner gestalterischen Arbeit. 1937 drängten ihn die Nationalsozialisten zunächst, neben anderen Mitgliedern die Mitgliedschaft in der Preußischen Akademie der Künste aufzukündigen. 1941 wurde er in die NSDAP aufgenommen, ab September 1944 führte man ihn in der „Gottbegnadeten„-Liste. Nach 1945 verlegte er seine Tätigkeit auf den Bereich des Ingenieurbaus und entwarf u. a. Brücken, wie etwa die Weserbrücke in Holzminden. 1955 gehört Bruno Paul zu den Gründungsmitgliedern der Akademie der Künste Berlin. Die Schau in Dresden ist bis zum 3. März zu sehen, der Eintritt ist frei. Ihr Kurator Thomas Drebusch hat im Ikonom-Verlag bereits 2019 die Publikation „Bruno Paul – Schönheit ist Freude“ veröffentlicht. (db, 15.1.23)