Der BDA Niedersachen, die Architektenkammer Niedersachsen und ihr Präsident Robert Marlow sprechen sich gegen einen vorschnellen Abriss des jüngst geschlossenen Kaufhof-Gebäudes in der Schmiedestraße in der Hannoveraner Innenstadt aus. Die Eigentümergesellschaft Signa des berüht-berüchtigten René Benko will Ende 2023 die Bagger anrücken lassen, um Platz für einen Neubau zu schaffen. Das Gebäude gelangte 2019 in ihren Besitz. „Der Abriss solch großer Baukörper ist immer kritisch zu prüfen. Wir verschwenden ansonsten große Mengen grauer Energie, die im Gebäude gebunden sind, und emittieren bei Abriss und Neubau zudem weitere hohe Mengen CO2“, so der Präsident der Architektenkammer Niedersachsen in einer Pressemitteilung. Wenn man den Klimaschutz ernstnehme, könne ein Abriss nur die allerletzte Option sein. Zunächst müssten alle Chancen des Bestandes auslgelotet werden, so Marlow. „Mit jedem Abbruch werden wertvolle, weil endliche Ressourcen unwiederbringlich zu Müll erklärt und sogenannte Graue Energien vernichtet“, wird die BDA-Landesvorsitzende Dilek Ruf in der HAZ zitiert.
Das 1975 errichtete Kaufhaus böte durchaus Potenziale für eine vielfältige Nachnutzung. Marlow: „Große Flächen können parzelliert, die Fassade kann geöffnet werden. Wohnen, Arbeiten, Lernen – mitten in der Innenstadt in einem ins Heute überführten alten Gebäude. Das ist nicht nur zeitgemäß, das ist Baukultur im Sinne einer mutigen Innenstadtentwicklung und gelebten Klimaschutzes.“ Auch einen Architektenwettbewerb zur Klärung der Möglichkeiten kann der Kammerpräsident sich vorstellen. Ein Wettbewerb zeige Ideen dafür auf, was mit dem Gebäudebestand alles möglich sei und könne ein Leitbild für ähnliche Gebäude werden – auch außerhalb von Hannover. „Was wir aber mindestens brauchen, ist eine Machbarkeitsstudie zum Bestandserhalt“, fordert Marlow. Auch die Fraktion Die Linke in Hannover hat sich nach den Berichten in der HAZ öffentlich gegen einen Abriss ausgesprochen: Es sei fraglich, ob unbedingt ein Neubau zur Wiederbelebung des Areals beitragen könne, zudem sei die markante Hortenkachel-Fassade erhaltenswert, heißt es unter anderem in einer Medienmitteilung. (db, 14.1.23)