Der Schweizer Heimatschutz vergibt jährlich einer Gemeinde, in Ausnahmefällen auch Organisationen oder Vereinigungen den Wakkerpreis. Das Preisgeld hat mit 20.000 Schweizer Franken durchaus symbolischen Charakter; der Wert der Auszeichnung liegt vielmehr in der öffentlichen Anerkennung vorbildlicher Leistungen. Erstmals verliehen wurde der Preis 1972. Möglich gemacht hat ihn ein Vermächtnis des Genfer Geschäftsmannes Henri-Louis Wakker an den Schweizer Heimatschutz. Seither sind dort weitere Vermächtnisse eingegangen, dank denen der Schweizer Heimatschutz diesen Preis bis heute vergeben kann. Er zeichnet Gemeinden aus, die bezüglich Ortsbild- und Siedlungsentwicklung vorbildlich arbeiten. Er zeichnet die Förderung gestalterischer Qualität bei Neubauten, den respektvollen Umgang mit historischer Bausubstanz sowie eine vorbildliche Ortsplanung, die Rücksicht auf die Anliegen der Umwelt nimmt, aus.

Der diesjährige Preisträger ist die Kleinstadt Lichtensteig, jahrhundertelang wirtschaftliches Zentrum im Kreis Toggenburg westlich von St. Gallen. Hier wurde der regionale Handel abgewickelt und für den internationalen Markt produziert. Bekannt ist der Ort auch durch die brutalistische Kirche St. Gallus (1968-70) nach Entwurf von Walter Maria Förderer. Die wirtschaftliche Bedeutung Lichtensteigs ließ ab den 1970ern nach: Arbeitsplätze in Industrie, Handel und Dienstleistung fielen weg, die Einwohnerzahlen sanken beständig. Angesichts zunehmenden Leerstands und etlicher Industriebrachen wurden in den vergangenen Jahren Strategien zur Wiederbelebung entwickelt. Lichtensteig positioniert sich seither bewusst mehrdeutig als „Mini.Stadt 2025“ – als selbstbewusste Kleinstadt auf dem Land, die preiswerten Raum bietet zur Verwirklichung von eigenen Visionen und Ideen. Die Stadt unterstützt dabei Initiativen, die leere Erdgeschosse und Brachen beleben: Die Stadtverwaltung selbst zog in ein einstiges Bankgebäude und schuf damit in ihren alten Räum Platz für ein neues „Rathaus für Kultur“. Aus dem alten Feuerwehrdepot wurde ein Kleiderladen. Ein ehemaliges Industriegelände erhält als „Areal Stadtufer“ eine neue Identität als partizipativ gedachter und gemischtgenutzter kultureller Ort mit Ateliers, Gewerbe und Wohnraum. Die Herausforderungen bleiben freilich konstant hoch: Die Klubschule Migros hat kürzlich ihren Standort geschlossen; das größte Ladengeschäft der Innenstadt, ein Möbelhaus, zieht aus. Die Arbeit gegen Schrumpfung und Veröden des Ortsbilds bleibt ein kontinuierlicher Prozess. Der Wakkerpreis mag ein Anreiz zum Weitermachen sein! (db, 13.1.23)

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