Ein Buch, in dem das Urbane auch als Adjektiv großgeschrieben wird, das die Urbane Gestalt in den Mittelpunkt rückt, ist ungewöhnlich für Venedig. Denn bei allem überlieferten Glanz stand die Lagunenstadt nach dem Ersten Weltkrieg vor der Aufgabe, modernen Wohnraum zu schaffen, ohne die eigene Legende zu zerstören. Die besondere geografische Lage, das einengende und zerschneidende Hindernis der Wasserläufe, waren dabei nicht gerade hilfreich. Vieles musste kleinteilig und individuell vor Ort gelöst werden. In Gruppen zusammengefasst nach den Themen Wohnraumerweiterung, Minimalwohnen und Stadterweiterung, werden acht Quartiere der “inneren Peripherie” untersucht: San Giacomo, Madonna dell’Orto, Sant’Alvise, Celestia, Campo di Marte, San Girolamo, Santa Marta und Sant’Elena.

Dabei schaut der Autor – der Architekt und Baukulturreferent am Bonner Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) – Alexander Fichte, nach einer allgemeinen Einführung in das Thema und seine Methode, von innen nach außen auf jedes der Quartiere: von der Geschichte über das Areal, die Erschließung und den Block bis hin zu den Fassaden. Am Ende werden die Ergebnisse nochmals im europäischen Vergleich geschärft und zusammengefasst. Denn, so eine der zentralen Thesen dieser Publikation, vieles von dem, was hier zwischen industrieller Bauproduktion und traditioneller Handwerkstradition in Ausgleich gebracht werden musste, birgt hilfreiche Anregungen für den heutigen Städtebau. (kb, 17.10.22)

Fichte, Alexander, Städtische Wohnquartiere in Venedig (1918–1939). Urbane Gestalt zwischen modernen Anforderungen und lokaler Bautradition, Jovis Verlag, Berlin 2022, Broschur, 16,5 × 22 cm, 192 Seiten, 100 Farbabbildungen, ISBN 978-3-86859-752-3.

Venedig, Campo di Marte (Bild: Unofeld781, CC BY SA 3.0, 2012)

Venedig, Campo di Marte (Bild: Unofeld781, CC BY SA 3.0, 2012)

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