Ludwig Mies van der Rohe (1886-1969) ist weltbekannt, seine Frau Ada, seine drei Töchter Georgia, Manna und Traudel und seine langjährige Assistentin und Geliebte Lilly Reich aber sind es weniger. Der Architekt verlässt Deutschland 1938 und baut sich in den USA eine neue Existenz auf. Er verabschiedete sich damit endgültig von seiner Frau und seinen Töchtern, die sich infolgedessen allein durch die Kriegsjahre bringen müssen, Mies gleichwohl aber verbunden bleiben. Getrennt hatte sich das Ehepaar bereits 1921. Nun ist ein dokumentarischer Spielfilm über diese Faliliengeschichte in die (zunächst Schweizer) Kinos gekommen: „The Mies van der Rohes„. Die Filmemacherin Sabine Gisiger schildert die Mies’sche Story aus der Sicht von Frauen, zu denen auch die Tänzerin Mary Wigman und die Designerin Lilly Reich gehören.
Die Architektur spielt in Gisigers Film nur eine ganz kleine Rolle. Leben und Werk des Architekten werden weder aus dessen Sicht und auch nicht aus der ihn in der Regel vorbehaltlos lobenden Rezipienten und Biografen wiedergegeben. Die persönliche Wahrnehmung der ihm nahestehenden Frauen steht im Fokus, erzählt im Zugriff auf bisher unveröffentlichte Briefe, Tagebücher und Fotos aus dem Privatarchiv der Mies van der Rohes. Eingebettet ist diesin ein fiktives Interviews mit Georgia van der Rohe (1914-2008) – sie wird dargestellt von Katharina Thalbach. Ebenfalls zu sehen sind Anna Thalbach, Rebekka Burckhardt und Ingo Ospelt. Einen Trailer gibt’s hier. Und hoffentlich folgen bald Termine, wannn der Film in Deutschland und Österreich zu sehen sein wird. (db, 4.3.23)