Bis 2001 hatte die “Gebr. Maag Maschinenfabrik AG” einen großen Produktionsstandort in Zürich West. Seitdem wird das Areal der ehemaligen Zahnradfabrik nahe des Bahnhofs Hardbrücke für diverse Nutzungen umgestaltet. Seit 2004 geschieht dies unter Federführung des Immobilienunternehmens Swiss Prime Site, welches damals die Maag Holding AG übrnommen hat. Mittlerweile ist fast das gesamte Areal bis auf einige denkmalgeschützte Gebäude der Architekten Debrunner und Blankart umgebaut, nun soll es eigentlich an den letzten Abschnitt des Projekts gehen. Und zwar an die “Maag-Hallen”, zwei seit 20 Jahren für Kunst und Kultur genutzte Gebäude. Zwei Planungen lagen vor: einmal die der Pritzker-Preisträger Lacaton & Vassal, die den Erhalt und eine Überbauung der Hallen vorsieht. Und die des Berliner Büros Sauerbruch Hutton, die den Abbruch des sehr erfolgreichen Kulturstandorts bedeutet. SPS hatte sich (entgegen der Jury-Empfehlung) für die Tabula-Rasa-Variante entschieden, und eigentlich sollen in diesem Jahr die Bagger anrücken – zum Missfallen der Fachwelt und auch parteiübergreifend der Lokalpolitik. Die Initiative “Retten wir die Maag-Hallen” sammelte 10.000 Unterschriften gegen das Vorhaben, die sie 2022 dem Stadt- und Gemeinderat übergab.

Bisher interessierte sich Swiss Prime Site nicht wirklich für die Kritik. Doch nun könnte das Bauvorhaben aus rechtlichen Gründen scheitern: Das Maag-Areal ist Teil des Schweizer Bundesinventars der schützenswerten Ortsbilder. Der Heimatschutz der Stadt Zürich und die Nachhaltigkeits-Stiftung Hamasil haben nun gegen die kürzlich erteilte Baugenehmigung Einspruch eingelegt. Der Heimatschutz argumentiert mit der identitätsstiftenden Kulturnutzung der Maag-Hallen, zudem sie mit den Anlagen der 1930er/40er Jahre ein baugeschichtlich wertvolles Ensemble bilden. “Die Industriehallen erinnern an den Pioniergeist von Max Maag zu Beginn des 20. Jahrhunderts und die Entwicklung der Firmengruppe Maag zu einem weltweit tätigen Unternehmen. (…) Die bauliche Entwicklung entlang der Zahnradstrasse mit dem Werkstatt- und Speditionsgebäude, der Härterei und der Montagehalle samt Büroturm ist für Zürich in derart kompakter Weise einzigartig und von grosser, architektonischer, industrie- und wirtschaftsgeschichtlicher Bedeutung”, heißt es in einer Erklärung des Heimatschutzes. Schwerwiegender ist aber wohl tatsächlich, dass das Maag-Gelände im Bundesinventar “ISOS” gelistet ist, und zwar in der höchsten Kategorie “A”. Zwar kann auch dies – wenn eine umfassende Interessenabwägung dies nahelegt – außer Kraft gesetzt werden. Doch insbesondere in Zürich ist dies nur schwer zu erreichen. Es scheint eine neue Runde im Ringen um das Projekt eingeleitet, und womöglich kommen sogar doch Lacaton & Vassal zum Zug? (db, 24.7.23)

Zürich, Maag-Hallen (Bild: Magda Truog, Zürcher Heimatschutz ZVH)

Zürich, Maag-Hallen (Bild: Magda Truog, Zürcher Heimatschutz ZVH)

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