Der Schweizer Gestalter Franco Clivio wurde 1942 in Zürich geboren und studierte von 1963 bis 1968 an der Ulmer Hochschule für Gestaltung. Hier stand er Hans Gugelot nahe und freundete sich mit Tomás Maldonado, Gui Bonsiepe und Walter Zeischegg an. Mit Dieter Raffler entwickelte Clivio noch während des Studiums das preisgekrönte original Gardena-System für Gartengeräte, das heute noch vertrieben wird. Später arbeitete er unter anderem für den Leuchtenhersteller Erco, den Brillenproduzenten Rodenstock sowie für die Stifte-Firma Lamy. Er hatte ab 1972 mehrere Lehraufträge in Deutschland und den USA, war von 1980 bis 2002 Dozent der damaligen Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich und seit 2003 der Università Iuav di Venezia. Das Falten und Entfalten hat ihn während seiner gesamten Laufbahn beschäftigt. “Manifolds”, nach dem englischen Wort für Manigfaltigkeit, nennt er die Gebilde aus feinen, mittels Gelenkstücken verbundenen Röhrchen, wie sie in der Medizin verwendet werden. In der Fläche bilden sie Quadrate, Rechtecke und Dreiecke, können aber so gedreht und ins Dreidimensionale entfaltet werden, dass aus er Bewegung heraus neue räumliche Gebilde entstehen. Hunderte davon hat Clivio mittlerweile ersonnen. 

Anlässlich des 80. Geburtstags von Franco Clivio widmet ihm das Museum Ulm noch bis 15. Januar 2023 die Kabinett-Ausstellung “Manifolds”, die sich mit seiner Leidenschaft befasst. Die Ausstellung wird von einem gleichnamigen Buch begleitet (engl./ital., 208 Seiten, 45 Euro, Hsg. Franco Clivio und Fondazione d’arte Erich Lindenberg). Doch mit einer Ausstellung ist es in Ulm nicht getan: Ab dem 11. Februar 2023 widmet ihm auch das HfG Archiv Ulm die Sonderausstellung “no name design“, mit der der einstige HfG-Absolvent am Ort seiner ehemaligen Hochschule noch einmal zu sehen ist – und viele hundert namenlose Designer: Franco Clivio hat rund 1000 zumeist kleine Objekte aus dem täglichen Gebrauch gesammelt und präsentiert diese nun in einer Ausstellung. Was diese Dinge vereint, sind ihre raffinierte Gestaltung und Funktionalität, die auf einer besonderen Idee und Konstruktion beruhen. Von den wenigsten ist bekannt, wer sie erfunden oder entworfen hat. Sie gehören zum anonymen Alltagsdesign und sind nicht Teil der offiziell zelebrierten Designkultur. (db, 21.11.22)

Franco Clivio 2020 (Foto: Laurent Burst/ Museum Ulm)

Franco Clivio 2020 (Foto: Laurent Burst/ Museum Ulm)

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