Geschichte entsteht in der Gegenwart und nicht in der Vergangenheit. Sie ändert sich mit dem Kommen und Gehen derer, die erinnern. Das Erinnern muss von jeder Generation immer wieder neu gedacht werden. Was die Architektur für unsere Erinnerungskultur bedeutet, geht der BDA in einer Reihe von Abendveranstaltungen nach. Am 25. Mai ist in der Geschäftsselle des BDA Bayern Dr. Herbert May, Leiter des Fränkischen Freilandmuseums Bad Windsheim, Gast des 4. BDA-Gesprächs Architektur als Werkzeug der Erinnerung. “Mehr als nur Reservate für bedrohte Altbauten. Freilichtmuseen als Lernorte für ländliches Bauen – vom Mittelalter bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg” heißt der Titel seines Vortrags. Mit Freilichtmuseen verbindet man in der Regel nostalgische Ausflüge in die „gute alte Zeit“, umgeben von pittoresken Fachwerkhäusern oder Blockbauten mit Schindeldächern. Doch sind die Freilichtmuseen längst weit mehr als sentimentale Sehnsuchtsorte oder Reservate für bedrohte ländliche Altbauten, für die im „wirklichen Leben“ kein Platz mehr in den Dörfern ist.

Auf der Grundlage einer differenzierten wissenschaftlichen Haus- und Bauforschung wird die Bau- und Nutzungsgeschichte der translozierten Häuser anschaulich vermittelt, wobei mittlerweile die Zeitgeschichte eine immer größere Rolle in den Freilichtmuseen spielt. Behelfsheime für Ausgebombte, MAN-Stahlhäuser, Siedlungshäuser, Quelle-Fertighäuser, Tankstellen, Dorf-Discos und Einfamilienhäuser mit IKEA-Einrichtung stehen bereits in vielen europäischen Freilichtmuseen. Das älteste Gebäude in einem deutschen Freilichtmuseum ist ein 1367 erbautes Bauernhaus, das jüngste ist ein Asylbewerber-Container aus dem Jahr 1991: Über 600 Jahre Kulturgeschichte des Bauens und Wohnens lassen sich somit dokumentieren – vom Bauernschrank zur Schrankwand. Welche Faktoren lösten in Bayern den Gründungsboom der Freilichtmuseen in den 1970er und 1980er Jahren aus? Wie funktionieren Freilichtmuseen als bauhistorische Erinnerungsorte? Was können Freilichtmuseen zum allgegenwärtigen Thema der Nachhaltigkeit beim Bauen beitragen? Fragen, auf die der Vortrag Antworten zu geben versucht, wobei der Blick über Bayern hinaus gehen wird und auch die oben angeführten jüngeren Gebäude der Nachkriegszeit im Fokus stehen. Moderiert wird die Veranstaltung von Robert Rechenauer. Beginn ist um 19.00 Uhr, der Eintritt ist frei; BDA Geschäftsstelle München, Türkenstraße 34, 80333 München. (db, 19.5.23)

Bad Windsheim Freilandmuseum, MAN-Fertighaus (Bild: NearEMPTiness via Wikipedia, CC BY-SA 3.0)

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