Die Berliner Denkmalliste hat postmodernen Zuwachs aus den 80er Jahren bekommen: Das Wilhelm-Sander-Haus. Der Hochsicherheitsbau ergänzt seit seiner Fertigstellung 1987 den historischen Klinik-Komplex der ehemaligen Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik (Hermann Blankenstein, entworfen 1877) in Wittenau. 1979 lobte Berlin den Wettbewerb für den Neubau einer forensischen Psychiatrie auf dem Gelände aus, das Gebäude wurde 1987 nach Plänen des Berliner Architekturbüro Ganz+Rolfes (Joachim Ganz und Walter Rolfes) errichtet, das unter anderem auch den Fokus Teleport (1993) in Berlin oder das Japan-Center (1996) in Frankfurt am Main entworfen hat.
Es gelang den Architekten, die in der Ausschreibung vorgesehene Sicherheitsmauer und den anschließenden Sicherheitsstreifen des Klinikgebäudes in architektonische Baukörper umzuwandeln. Der hohe Steinanteil der Fassaden und die voluminösen, turmartigen Rundungen verleihen dem Bau nach außen eine geschlossene, beinahe festungsähnliche Anmutung, nach innen besticht er durch große begrünte Hofanlagen und helle Passagengänge. Die Außenfassaden sowie die Hoffassaden sind mit gelben und roten Vormauerziegeln belegt, die sich in ihrer streifenförmigen Anordnung harmonisch an die älteren Bauten auf dem Gelände anlehnen. Wenige Jahre später wurde vor den Toren des Klinikgeländes der U-Bahnhof Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik (Rainer G. Rümmler, 1990) eröffnet. Auch Rümmler passte sich damals dem Ziegel und dem historisch vorgegebenen Verlegemuster an, sodass sich dieser Stil von der U-Bahn bis hinein in die Gebäude fortsetzt. Möglicherweise kann man darin eine Weiterführung der Gedanken von Ganz+Rolfes sehen, denen es wichtig war, für die Patient:innen eine gefühlte Verbindung vom Klinikalltag innen und der Öffentlichkeit außen zu erhalten. Das Wilhelm-Sander-Haus wird bis heute in seiner ursprünglichen Funktion genutzt und steht seit April 2024 auf der Berliner Denkmalliste. (pk, 11.6.24)
Berlin-Wittenau, Wilhelm-Sander-Haus, Ganz+Rolfes, 1982-87 (Foto: Anne Herdin, Landesdenkmalamt Berlin, 2024)