Es gab Zeiten, da wurde selbst das langweiligste Treppenhaus mit etwas buntem Glas in geschickter Anordnung aufgewertet: Nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Druckwellen der Brände und Bombeneinschläge oft leere Fensterhöhlen zurückgelassen hatten, hatte die Kunst der Glasmalerei Hochkonjunktur – im Profanbau ebenso wie bei Kirchen. Nach den noch traditionell denkenden Ansätzen der 1950er Jahren boomte der Neubau und mit dem Bedarf wurde lebhaft experimentiert. Nach einer Durststrecke in der Mitte der 1970er Jahre, kamen Fragen der Restaurierung, der Einbettung künstlerischer Impulse in historische Bauten und neue Ansätze von Air-brush bis zu Klebetechniken in den Blick.
Doch in der Denkmalpflege ist die Glasmalerei der Nachkriegsmoderne bislang noch zu wenig in den Blick genommen worden. Dem steht eine wachsende Gefährdung entgegen, denn immer mehr öffentliche Bauten, von der Kirche bis zur Schule, werden aufgegeben, bevor ihre baugebundene Kunst überhaupt fachlich zur Kenntnis genommen wurde. Die großen Namen von Meistermann bis Böhm sind inzwischen vergleichsweise gut erfasst, aber es fehlen bislang noch Informationen für regionale Schwerpunkte und Künstler:innen der zweiten und dritten Reihe. Hinzu kommt die noch zu geringe Wertschätzung für nicht-figürliche Darstellungen, für programmatisch bescheidene Glasarbeiten. Um Forschende und Praktiker:innen aus dem Kirchen- und Profanbau besser miteinander ins Gespräch zu bringen, um besondere Beispiele vorzustellen und Fragen präziser formulieren zu können, sucht die Fachzeitschrift Die Denkmalpflege für das kommende Themenheft zur Glasmalerei nach 1945 nach Beiträgen. Bis zum 29. April 2024 können kurze Exposés gesendet werden an: Dr. Melanie Mertens Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg, Moltkestraße 74, 76133 Karlsruhe, melanie.mertens@rps.bwl.de. (kb, 2.4.24)