Das Milliardenprojekt Stuttgart 21 wird und wird nicht fertig. Jüngst wurde bekannt, dass die Bahn auch 2026 noch den abbruchreifen historischen Kopfbahnhof von Paul Bonatz in Betrieb halten wird. Er sollte eigentlich Ende 2025 stillgelegt werden. Am Eröffnungsdatum des künftigen, unterirdischen Hauptbahnhofs hält man hingegen mit einem gewissem Trotz fest: Dieser wird im Dezember 2025 in Betrieb gehen. Damit der Termin definitiv eingehalten werden kann, hat die Bahn nun einen überraschenden, von Insidern aber längst erwarteten Schritt unternommen: Das gesamte Projekt Stuttgart 21 wechselt mit sofortiger Wirkung in den Besitz der Signa Holding. Das österreichische Industrie- und Handelsunternehmen, das bereits erfolgreich an der Neugestaltung etlicher Innenstädte in Deutschland und Österreich arbeitet, übernimmt Stuttgart 21 zum symbolischen Preis von 1 Euro. Dieser wurde durch den Signa-Insolvenzverwalter als angemessen und im Rahmen der derzeitigen Möglichkeiten als risikolos finanzierbar angesehen.
Der neue Stuttgarter Bahn-Sprecher Dankwart Vergackeierle ließ in einer Erklärung verlauten: “Nach längeren Überlegungen kamen wir zu dem Schluss, dass Bahn und Signa als Businesspartner hervorragend zusammenpassen: Beide Unternehmen eint insbesondere in den vergangenen Jahren eine einzigartige, vor Grauer Energie strotzende Erfolgsgeschichte. Der Verkauf von Stuttgart 21 an die Signa gibt bei uns Kapazitäten frei, die wir für den Ausbau der Hamburger Bahnstrecken nutzen können. Unsere ursprüngliche Planung, den Stadtteil Altona zugunsten eines neuen Umsteigebahnhofs niederzulegen, ist nun wieder eine realistische Option.” Der für das Stuttgart-Projekt eingesetzte kommissarische Signa-Sprecher El B. Tauer sprach von einem neuen Kapitel in der Geschichte des Unternehmens: Erstmals könne man nicht nur in der Höhe an die Grenzen stoßen, sondern nun auch im Untergrund am formvollendeten Scheitern arbeiten. Schirmherren des Stuttgart-21-Endspurts sollen gerüchteweise Olaf Scholz und Andreas Scheuer werden. Beide haben ihre Kompetenz im Umgang mit der Signa und verkehrspolitischen Themen bereits eindrucksvoll unter Beweis gestellt. (db, 1.4.24)
Stuttgart, neue Bahnhofshalle im Bau 2023 (Bild: Alexander-93, CC BY-SA 4.0)