Wer sich durch die Homepage des „Botanikum“ klickt, findet nicht unbedingt den puristischen Geschmack der Architekturszene bedient: Da tummeln sich reichlich Stuhlhussen, Sonnenschirme und Hochzeitsdeko unter den Dächern der ehemaligen Gewächshäuser. Doch vor 30 Jahren wurde dieses „paradiesische Kunst-Biotop“ – so die Eigenbeschreibung des Projekts – als kreative Umnutzung etabliert. Das Ensemble in München-Moosach wird in drei „Locations“ unterteilt: Palmen-, Theater- und Grashaus. Hier können Pflanzen erworben oder ausgeliehen werden. Zudem lassen sich die Räume für Events wie Hochzeiten oder Geburtstage anmieten. Und Künstler:innen haben hier Ateliers eingerichtet und zeigen ihre und andere Werke in Ausstellungen.
Aktuell steht das Projekt kurz vor dem Abriss. An die Stelle der ehemalige Gärtnereianlage soll just eine begrünte Ausgleichsfläche für das hier entstehende neue Quartier treten. Die Rede ist von rund 500 Wohnungen samt Schulen und Freizeitstätten. Noch ringen die rund 30 betroffenen Künstler:innen um eine Alternative, zumal der Vertrag der Stadt mit dem Bauträger noch nicht in trockenen Tüchern sei. Die Moosacher Bürgerversammlung schloss sich den Forderung der Künstler:innen an, zumindest bis zum Baubeginn auf dem Gelände blieben zu dürfen – und erschwingliche Ausweichräume für die Ateliers sollen organisiert werden. Die Stadtverwaltung hingegen betont, dass im Frühjahr die Öffentlichkeit an den weiteren Planungen beteiligt werden solle. Zudem stehe es den Künstler:innen, die bislang im Botanikum unterkamen, frei, sich bei der Stadt um andere Atelierräume zu bewerben. Oder ließe sich das Botanikum gar als Teil eines Jugendzentrums in das neue Quartier integrieren? Hier scheint sich eine Kompromissmöglichkeit abzuzeichnen, denn – so die Stadt – im neuen Jugendzentrum ließe sich eventuell auch das ein oder andere Atelier unterbringen. (kb, 12.12.22)