1942 starb Tina Modotti im Alter von 46 Jahren, in einem Taxi an einem Herzanfall. Vorausgegangen war ein ebenso rastloses wie kämperisches Leben als Schauspielerin und nicht zuletzt Fotografin. Geboren 1896 im italienische Udine, schlug sie sich zunächst als Näherin durch. Doch schon mit 17 Jahren wagte sie den Schritt in die USA, wo sie 1923 den Fotografen Edward Westen kennenlernte. Mit der Kamera in der Hand ließ sie sich anstecken von einer Aufbruchstimmung, die Armut und Unterdrückung anprangern wollte. In Mexiko hoffte man auf eine erfolgreiche Revolution – und auch Modotti wollte hier an der sozialistischen Sache mitwirken. Zu ihrem gleichgesinnten Freundeskreis zählten damals (spätere) Größen wie Frida Kahlo, Manuel Álvarez Bravo, Lotte Jacobi, Anna Seghers und Pablo Neruda.
Modottis Fotografien der 1920er Jahre sind geprägt von einem dokumentarischen, aber zugleich kämpferischen Blick auf die Arbeiter:innenschaft Mexikos. Sie zeigen wettergegerbte Hände und protestierende Frauen ebenso wie ruhige reduzierte Blumenstillleben. Diese produktive Phase endet für Modotti, als sie 1930 aus Mexiko ausgewiesen wird – gemeinsam mit einer ganzen Gruppe von politischen Aktivist:innen nach einem Attentat auf den Präsidenten Pasqual Ortiz Rubio. Es folgt eine unstete, nicht minder kämpferische Zeit in Berlin, Moskau und Spanien, bis sie 1939 nach Mexiko zurückkehren konnte. Die Berliner Ausstellung „Revolution und Leidenschaft“ zeigt noch bis zum 5. Februar 2023 im „f3 – Freiraum Fotografie“ (Waldemarstraße 17, 10179 Berlin) ausgewählte Aufnahmen von Tina Modotti. Die beiden Kuratorinnen – Gisela Kayser und Katharina Moratidi – verstehen sie als eine der Vorreiterinnen nicht nur des modernen weiblichen Blicks auf die Welt, sondern auch als Schlüsselfigur für die Concerned Photography, für den humanistischen parteilichen Gebrauch der Kamera. (kb, 11.12.22)